Auch im nunmehr fünften Anlauf werden die Börsen aus Frankfurt und London nicht zusammenfinden, meint StZ-Wirtschaftskorrespondent Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Das war’s dann wohl. Auch Carsten Kengeter wird es wohl als Chef der Deutschen Börse nicht schaffen, den Frankfurter Börsenbetreiber in eine größere Allianz zu führen. Dabei erscheint das Argument der Londoner Stock Exchange für das mögliche Scheitern eher vorgeschoben. Natürlich ist die Handelsplattform in Italien, die die Briten auf Wunsch der EU-Kommission verkaufen sollten, nicht unwichtig. Angesichts des Milliardenvolumens der Gesamtfusion und der angestrebten Synergien von 450 Millionen Euro pro Jahr ist sie aber doch nur eine Randnotiz.

 

Klar aber war, dass sich der Widerstand gegen die deutsch-britische Ehe immer mehr zu formieren begann. Zwar hat es der anglophile Kengeter durchaus verstanden, den britischen Partnern bei den Verhandlungen einige Verlockungen anzubieten. Er selbst wollte zwar Boss der neuen Gemeinschaftsbörse werden, deren Sitz aber sollte in London sein. Da kam zuerst das Brexit-Votum dazwischen, eine europäische Großbörse ohne den Hauptsitz in der Eurozone oder zumindest in der EU, das passte weder Politikern noch Marktteilnehmern. In Hessen, wo die Börsenaufsicht auch noch ihr Votum abzugeben hätte, war man schon vorher nicht glücklich über die Sitzverlagerung an die Themse. Welche Rolle Kengeters vermeintlicher Insiderhandel mit Aktien der Deutschen Börse beim Ausstieg der Briten gespielt hat, bleibt offen. Die Ermittlungen aber haben sicher auch ein weiteres Tröpfchen dazu beigetragen, dass nun offenbar das Fass überläuft.

Börsenschef Kengeter hat mehrere Eisen im Feuer

Wie geht es jetzt weiter? In Frankfurt zeigt man sich offiziell entspannt, eine endgültige Entscheidung ist erst in vier Wochen zu erwarten. Außerdem hatte Börsenchef Kengeter schon mehrfach erklärt, dass er auch noch andere Eisen im Feuer habe. Ob ihm dazu aber die Zeit gelassen wird, muss sich zeigen. Sein Vorvorgänger Werner Seifert hatte sich an kritischen Aktionären die Zähne ausgebissen, er sowie große Teile des Aufsichtsrats traten 2005 zurück – nicht zuletzt wegen der gescheiterten Fusionspläne mit London. Es könnte durchaus sein, dass nun bei der Personalie Kengeter doch die Insiderermittlungen eine wichtige Rolle spielen werden.