Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Wie haben Sie sich denn als lebenslustiger Südbadener im strengeren Württemberg zurechtgefunden?
Ich hatte erst einmal Weltschmerz. Nach einer wunderbaren Studentenzeit in Heidelberg kam ich 1956 als Referendar nach Stuttgart. Stuttgart war für mich ein Kulturschock. Das lag aber weniger an den landsmannschaftlichen Unterschieden. Ich kannte in Stuttgart einfach niemanden.

Sie werden doch nicht behaupten wollen, dass Sie hier zu so was wie einem Einzelgänger geworden sind?
Nein, durch den Fußball und den Beruf habe ich in Stuttgart rasch viele Leute kennengelernt. Dadurch hat sich das Gefühl des Fremdseins schnell aufgelöst. Doch die Kontakte hatten nicht mehr dieses Spontanität der Heidelberger Studentenzeit.

Und eine Skepsis gegenüber den Schwaben ist geblieben?
Nein, was mir an den Württembergern gleich imponiert hat und ich in den vielen Jahren schätzen gelernt habe: wenn der Schwabe Ja sagt, dann meint er auch Ja. Ein südbadisches Ja kommt mit deutlich mehr Interpretationsspielraum daher. Diese schwäbische Verlässlichkeit ist etwas sehr Schönes. Das Wort Freundschaft zum Beispiel hat hier eine viel tiefere Bedeutung als anderswo.

In Baden ist Nationalstolz ausgeprägt, was sich auch im  „Badnerlied“ niederschlägt. Wie ist es um Ihre Textsicherheit bestellt?
Als VfB-Präsident wurde ich einmal auf der Freiburger Tribüne gefragt, ob es mich ärgern würde, wenn das „Badnerlied“ gesungen wird. Darauf antwortete ich meinem Freiburger Sitznachbarn: Das stört mich überhaupt nicht. Das ist schließlich mein Heimatlied. Und im Gegensatz zu Ihnen kann ich alle fünf Strophen. Der dachte erst, ich mache Witze.

Apropos: Schwabenwitze sind in Baden äußert beliebt. Zum Beispiel der: Was sind die drei größten Plagen? Cholera, Lepra, von d’r Alb ra!
Den kannte ich noch gar nicht.