Viele Städte und Gemeinden laden zu langen Einkaufsnächten ein. Doch während andernorts im Sommer gefeiert wird, kommen die Gerlinger Bürger an einem Freitagabend Ende Oktober zum Flanieren, Einkaufen und Schlemmen.

Gerlingen - Gemeinsam mit dem Gesamtelternbeirat und dem Stadtmarketingverein hat die Stadt Gerlingen die Lange Einkaufs-und Kulturnacht organisiert. Die Bürger sollten in stimmungsvoller Atmosphäre bis 22 Uhr in Ruhe shoppen und allerhand Leckereien an den Ständen ausprobieren können.

 

Laternenlauf:

Zum zweiten Mal hat der Gesamtelternbeirat den Laternenlauf für die Kinder organisiert. „Wir sind sehr zufrieden, es hat alles prima funktioniert“, sagte Jens König, der Vorsitzende des Elternbeirats. Mehr als 500 Kinder seien dabei gewesen, insgesamt seien es sicher knapp 1000 Menschen gewesen, die sich zunächst auf dem Rathausplatz versammelten, um dann in stimmungsvoller Atmosphäre die etwa halbstündige Runde zu laufen.

Mädchen standen tapfer im Bushaltehäuschen

Musik:

Unterstützt wurden die Laternenkinder durch den Posaunenchor und einen Querflötenkurs der Musikschule. Die Mädchen standen tapfer im Bushaltehäuschen am Rathausplatz und spielten mit eiskalten Fingern ihre Stücke. Für die etwas lautere Musik waren insgesamt sieben Live-Bands vor Ort, die die Gastronomen und Ladeninhaber engagiert hatten. Bei der Damenwelt besonders beliebt waren ganz offensichtlich die Gitarristen Mario und Gaetano, die die Anwesenden zum Mitmachen animierten. Die Gesangsversuche der Damen allerdings waren bisweilen etwas fragwürdig.

Kunst:

Eins ist klar: In Gerlingen werden die Laternen noch selbst gebastelt, und zwar mit richtig viel Fantasie und Hingabe. Aufwendig gestaltete Bären, Löwen, Flugzeuge, japanische Schriftzeichen, Bienen, Marienkäfer und allerhand Prinzessinnen zierten die Lampions. Und erleuchtet werden die kleinen Kunstwerke hier natürlich nicht durch künstliche LED-Lämpchen, sondern durch echte Kerzen.

Illumination:

Der Tübinger Illuminist Peter Grotz hatte zahlreiche, bunte Leuchtkegel aufgestellt und für ein warmes Licht in der Innenstadt gesorgt. Daneben leuchteten und flackerten etwa 100 Teelichte in roten und weißen Papiertüten, die entlang der Hauswände aufgestellt waren.

Essen und Trinken:

Während es bei einer Einkaufsnacht im Sommer eher auf Weißwein und Bier hinausläuft, zog am Freitagabend der Duft von Glühwein und gebrannten Mandeln durch die Gassen. Kilian Benkert, der Koch im „Hofer, der Südtiroler“, setzte dagegen ganz auf Tradition. „Wir haben 20 Liter Kürbissuppe und 50 Liter Rosmaringulasch vorbereitet“, berichtete er.

Gerlinger schlagen den kalten Temperaturen einfach ein Schnippchen

Wetter:

Für einen Außenstehenden mag sich zunächst die Frage stellen, ob eine lange Einkaufsnacht bis 22 Uhr an einem kalten Herbsttag wirklich Sinn macht. Doch die Gerlinger schlagen den kalten Temperaturen einfach ein Schnippchen, setzen sich ihre Mützen auf und schlingen sich dicke Wollschals um und ziehen trotzdem los. Und das bei gerade mal elf Grad über Null – Respekt.

Einzelhandel:

Insgesamt 28 Läden hatten bis 22 Uhr geöffnet und mit speziellen Angeboten gelockt. „Als wir angefragt haben, hatten wir eine sehr gute Resonanz, fast alle haben mitgemacht“, sagt Heike Bischoff vom Stadtmarketingverein. Selbst vor der derzeit ausgetragenen Debatte um verkaufsoffene Sonntage seien die Gerlinger Einzelhändler sofort bereit gewesen, länger aufzuschließen. „Es ist ja auch nur einmal im Jahr“, so Heike Bischoff.

Luftballons:

Wenn Thomas Erichsen alias Magic Thomas seine Kunstwerke zaubert, dann strahlen die Kinderaugen. Von 20 Uhr an stand der Künstler vor einem Reisebüro und zauberte Tiere, Blumen und Herzchen aus Luftballons. „Ich mache das seit 30 Jahren und habe etwa 300 verschiedene Figuren im Repertoire“, erzählt der Zauberer und Ballonkünstler. Beigebracht habe er sich das meiste selbst und im Austausch mit befreundeten Kollegen. Die Vorlieben der Kinder haben sich im Laufe der Jahre natürlich verändert. „Früher musste man Mickymaus können, heute sind Ritter und Schwerter die Favoriten bei den Jungs, die Mädchen möchten lieber Katzen, Hasen und Hündchen.“