In einem Monat wird in Baden-Württemberg gewählt. Was ist Jugendlichen wichtig? Und wie kann man sie erreichen? Ein Gespräch mit Schülern des Neigungskurses Gemeinschaftskunde am Robert-Bosch-Gymnasium.

Gerlingen - Was der Landtag ist, das wissen sie natürlich. Wer aber sind die Landtagsabgeordneten, die für das Strohgäu zuständig sind? Betretenes Schweigen und Blicke in die Runde. Eine Handvoll Schüler des Neigungskurses Gemeinschaftskunde vom Gymnasium in Gerlingen hat sich mit der Lehrerin Eva Kimmel und Journalisten von Strohgäu Extra zum Gespräch über Politik getroffen – quasi praktische Gemeinschaftskunde im Atrium der Schule. Hier findet auch am Mittwoch, 17. Februar, um 19.30 Uhr die Podiumsdiskussion von Strohgäu Extra zur Landtagswahl statt.

 

Was interessiert junge Menschen? Das Thema Flüchtlinge sei spannend, sagt Lucas Küenle (16). Viele fühlen sich über das Vorgehen der Stadt bei der Unterbringung der Asylbewerber aber nicht ausreichend informiert. Maren Schurr (17) etwa wünscht sich mehr Offenheit, Lucas Küenle plädiert für bessere Informationen: „Man hört viele Gerüchte.“

Globale Themen spannender als Lokalpolitik

Das Thema ist eines der wenigen auf lokaler Ebene, das die Mädchen und Jungen interessiert. Ansonsten, so hört man aus der Runde, sind es vor allem globale Themen, die spannend seien – etwa der Terrorismus vom sogenannten Islamischen Staat. „Interessant ist aber auch, wenn Dinge im lokalen Bereich passieren, aber darüber hinaus wichtig werden“, ergänzt Alexander Kosta (17). Ein Beispiel dafür sei Stuttgart 21.

Wenn sie sich über das aktuelle Geschehen informieren, dann tun das die allerwenigsten mithilfe einer Zeitung oder Nachrichtensendung. Stattdessen, so erzählen es die Schüler, surften die meisten im Internet oder nutzten Apps. Beim Mittagessen etwa informiere er sich über die App des „Spiegel“, erzählt Simon Krüger (16).

Wählen: ab 16 oder 18 Jahren?

Bei der Landtagswahl können die Jugendlichen noch nicht wählen, sie sind alle noch keine 18 Jahre alt. Bei der Frage, ab wann man wählen können sollte, sind sich die Schüler uneins. Während Steffen Laicher (16) meint, es sollte auf Landesebene bei 1 8 Jahren bleiben, fände es Lucas Küenle gut, wenn das Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt würde. „Es wäre dann aber wichtig, gut informiert zu sein.“ In der Mittelstufe sei die Landespolitik kein großes Thema. Eva Kimmel wendet ein, dass es auch Erwachsene gebe, die nicht gut informiert seien. Und die Lehrerin würde es gutheißen, wenn im Unterricht mehr Zeit bliebe, um solche Themen tiefergehend anzusprechen. „Mein Ziel ist es, dass die Jugendlichen sich positionieren. Ich möchte ihnen bei der Abwägung helfen.“

Bei der Bürgermeisterwahl im vorigen Sommer haben einige Schüler ihre Stimme abgegeben – bei Kommunalwahlen liegt die Schwelle bei 16 Jahren. Und den Jugendgemeinderat der Stadt haben im November alle gewählt. „So kann man etwas bewegen. Das ist etwas Schönes“, sagt Alexander Kosta. Als Schüler habe man sonst nicht viel zu sagen. „Es ist etwas Tolles, mitbestimmen zu können“, sagt auch Steffen Laicher. Er ist selbst Mitglied im Jugendgemeinderat, jetzt schon zum zweiten Mal. Gewählt, so der Tenor in der Runde, werde häufig der, den viele an der Schule kennen. „Viele wissen aber auch nicht, dass es das Gremium gibt“, sagt Alexander Kosta.

Wunsch nach mehr Präsenz im Internet

Das grundsätzliche Interesse von Jugendlichen an politischen Themen sei unterschiedlich stark ausgeprägt, sagt Steffen Laicher. Hilfreich wäre es, wenn sich Politiker stärker im Internet an die jungen Menschen wenden würden, findet Alexander Kosta – etwa mit Posts und Videos bei Facebook, Twitter oder Youtube. „Das wird viel zu wenig genutzt.“ Dabei sei aber wichtig, dass die Politiker nicht „auf Teufel komm raus cool erscheinen wollen“.