Undiplomatisch wird Kirchhoff allenfalls, als er auf Bundesbank-Präsident Jens Weidmann zu sprechen kommt, der aus Sorge vor einer Deflation einen Richtwert von drei Prozent für die nächste Gehaltssteigerung vorgegeben hatte. Damit hatte er den Metallarbeitgebern im Vorfeld der Tarifrunde einen schlechten Dienst erwiesen. „Ich kenne Weidmann gut – ein kluger Mann“, sagt Kirchhoff. „Doch kann ich auch nicht sagen, was ihn da geritten hat.“ Bei nächster Gelegenheit werde man sich sicher darüber unterhalten. Auch zu den Autoherstellern äußert er sich dezent kritisch. Diese würden den Zulieferern die Erfolge bei der Produktivitätssteigerung im Ringen um niedrigere Einkaufspreise gleich wieder zunichte machen. „Wenn wir nur mit der Autoindustrie verhandeln würden, wäre es schlecht“, moniert Kirchhoff.
Zwischen dem Familienunternehmen in Südwestfalen – laut Kirchhoff drittgrößte Industrieregion Deutschlands – und einem Zulieferer am Rande der Schwäbischen Alb ergeben sich somit einige Parallelen. In beiden Regionen ist die Metall- und Elektroindustrie so vielfältig wie bedeutend. Bei einer Arbeitslosigkeit von weniger als vier Prozent, wie in Attendorn, herrscht Vollbeschäftigung. Dies führt zu einem scharfen Wettbewerb um gute Nachwuchskräfte, denen die Unternehmen einiges bieten müssen. Die Mitarbeiter gelten jeweils als bodenständig und halten ihrer Firma die Treue. Auch das Miteinander zwischen Firmenleitung und Arbeitnehmervertretern ist hier wie dort meist sehr eng – auch bei Kirchhoff. Mit dem Betriebsrat sei er sich einig, „wo wir unser Unternehmen hinführen wollen“, sagt er. Zudem tue der Betriebsrat mit seinem engen Draht zur Belegschaft viel für das Vorschlagswesen zur Verbesserung der Abläufe.
Nach eigenen Angaben hat Kirchhoff in 24 Jahren noch nie einen handfesten Streik erlebt. In den Tarifrunden würden sich die protestierenden Mitarbeiter „zur Frühstückspause in der Stadthalle treffen und dann wieder zurückkommen“, sagt er lakonisch. Das war es aber schon an (Warn-) Streik. Sein Engagement im Arbeitgeberverband habe ihm somit nie geschadet.