Franziska wächst mit dem Gefühl auf, ihrer Familie fremd zu sein. Im Leben anzukommen fällt ihr schwer. Mit Mitte dreißig begibt sie sich auf die Suche und entdeckt eine Lüge, die sie für immer verändert. Ein Porträt aus unserer Reihe "Lesenswert aus 2023"

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Als Franziskas Mutter im Sommer vor zwei Jahren zu Besuch ist, schickt Franziska ihre Schwester mit ihren Kindern spazieren. Sie sagt: „Mutter, setz dich bitte, trink einen Kaffee. Was ich jetzt sage, wird hart.“ Sie denkt, die Mutter kippt mir sicher gleich aus den Latschen. Franziska fängt so an: „Wir haben einen Geschwistertest gemacht. Ich weiß, dass mein Vater nicht mein Vater ist.“ Die Mutter starrt sie direkt an, so erzählt es Franziska heute. Die Tochter starrt zurück, wartet und sucht. Sieht sie etwas wie Bedauern in den Augen der Mutter? Entsetzen, dass die Tochter herausgefunden hat, was sie offenbar 35 Jahre lang vor ihr verborgen hatte? Doch: nichts. Die Mutter, so erzählt es Franziska heute, zuckt damals mit den Schultern, viel antwortet sie nicht. Franziska ist sprachlos, wie zugefroren kommt ihr die Mutter vor. Franziska fragt: „Wer ist mein Vater?“