Wer den Puls Europas fühlen möchte, sollte so viele unterschiedliche Menschen wie nur möglich in die Debatten mit einbeziehen. Er muss Europas Herzschlag kennenlernen. Er muss sein Ohr an die Brust legen und hören, wo Europa nervös ist, wo dieses Europa rast und wo es beinahe zum Stillstand kommt. Die Menschen brauchen Zuversicht, aber die Wunden dieses Kontinents dürfen nicht den rechten Kräften überlassen werden. Es geht nicht ums Schönreden – und es geht nicht ums Schlechtreden. Es geht um einen klaren, angstfreien Blick auf das, was vor uns liegt.

 

Sicher ist: hinter uns liegt der Versuch, die Länder Europas alle näher zusammenzubringen. Europa wird jedoch weder in Brüssel noch auf den zentralen Plätzen der großen Städte allein gemacht. Europa entsteht auch an den Grenzen, wo die Menschen plötzlich Zäune und Gewalt sehen. Europa wird auch in den vielen Krankenhäusern gemacht, die größtenteils nicht ausreichend versorgt sind, oder in Griechenland, wo Europa seine alten Bürger vor geschlossenen Banken hat stehen lassen. Bilder wie diese haben sich fest eingebrannt, sind Sinnbilder eines Kontinents, der die Solidarität infrage gestellt hat.

Es geht jetzt darum, einander die Hände zu reichen. Angefangen bei jenen, die sich verstehen und in einer Stadt leben. Die ihre Unterstützung für dieses Europa in die Öffentlichkeit tragen. Die nächste Herausforderung wird sein, auch jenen, die man auf den ersten Blick nicht versteht, die Hand zu reichen. Damit es nicht andere tun, die sie dann vollkommen aus dem Gemeinsamen reißen. Es geht darum, über die eigenen Landesgrenzen hinaus zu gehen, damit Deutschland kein Land in Europa ist, sondern ein europäisches Land.