Die Landespolitik wartet – erlahmt und ermattet – auf die Ferien. Nur die Finanzministerin handelt.

Stuttgart - In der Landespolitik geht derzeit nicht allzu viel voran. Wohin der Blick auch schweift, erkennt er Stillstand und Ermattung. Das hat Gründe: Die Hitze schlaucht! Die Ferien nahen! Der Koalitionspartner nervt! Doch da und dort erfasst das Auge Inseln der Regsamkeit. Das Finanzministerium im Neuen Schloss etwa. Dort erarbeiten derzeit die einen – in der Abteilung 2 – mit fiebriger Stirn den nächsten Landesetat; währenddessen widmen sich die anderen freudig der von Ministerin Edith Sitzmann und deren Amtschef Jörg Krauss erstmals initiierten Gesundheitswoche.

 

Dass ein gesunder Geist nur in einem gesunden Körper nisten könne, beruht zwar auf einem Missverstehen des römischen Dichters Juvenal („Mens sana in corpore sano“). Indes fördert Bewegung enorm den Erhalt der Arbeitsfähigkeit – und wirft damit gleich doppelte Dividende ab: Der Beamte bewahrt seine Gesundheit, und seine Dienstherrin spart Kosten für die sonst fälligen Reha-Aufenthalte. Und so sah man die Ministerin schon am Montag mit ihren Nordic-Walking-Stöcken an der Spitze einer Mitarbeiterschar in Richtung Mineralbäder und Rosenstein preschen. „Walk and talk“ nannte Sitzmann ihre Leibesübung – eines von mehr als 30 Angeboten in dieser Woche für die Beschäftigten des Finanzressorts. Für die Ministerin reine Routine. Zu Hause in Freiburg zieht es die Grünen-Politikerin regelmäßig auf die Schwarzwaldhöhen: zum Skilanglaufen im Winter und zum Walken im Sommer.

Kampfsport hilft

Sitzmanns Ministerialdirektor Jörg Krauss sammelte seine Leute am Mittwoch für eine Wandertour. Über den Fernsehturm und das Tiefenbachtal ging es nach Uhlbach. Staatssekretärin Gisela Splett radelt an diesem Freitag zum Abschluss der Gesundheitswoche mit ihrer Gruppe nach Rotenberg. Außerdem im Angebot: zwölf Kilometer im Kanu auf dem Neckar paddeln, klettern, Salsa tanzen, Qigong, auch weniger bekannte Aktivitäten wie Power Plate und Krav Maga. Bei Letzterem handelt es sich um eine israelische Kampfsportart, die den Finanzbeamten im Neuen Schloss gute Dienste leisten kann bei der Verteidigung des Landesetats vor überschießenden Ausgabewünschen der grün-schwarzen Koalition. Schon aber sind erste Klagen über Muskelkater zu hören. Da hilft nur: weitermachen.