Bubble Tea ist ein buntes Trendgetränk mit einem fragwürdigen Geschmack – meint unsere Testerin Tanja Volz. Doch Kinder schießen gerne mit den Kugeln.

Stuttgart - Wir gehen Bubble Tea trinken: Die Freude bei den Kindern ist ebenso groß wie die Neugier bei den Erwachsenen. Schließlich haben alle schon von dem Trendgetränk gehört, es aber noch nie ausprobiert. Schon die Bestellung ist für die Kinder spannend: Tee, Joghurt oder Milch als Grundlage? Strawberry-, Green Apple- oder Blueberry-Geschmack? Und das Topping? Lychee, Mango, Peach oder Passionsfrucht? Wir wählen alles, je nach Gusto. Der Bubble Tea wird gemischt, geschüttelt und mit gummiartigen Perlen, den Toppings, versehen. Die quietschbunten Flüssigkeiten mit den Kügelchen werden in einen hippen Plastikbecher gekippt und schließlich verschweißt. Jeder bekommt einen dicken Strohhalm dazu, den man mit viel Mut durch die Folie rammt.

 

Dann ist es endlich so weit: Erwartungsvoll nehmen die beiden Mädchen einen kräftigen Schluck aus ihrer Strawberry-Joghurt-Mischung. Der Weg des Getränks in Richtung Geschmackszentrum im Gehirn lässt sich an der Mimik verfolgen. Das zunächst freudige Grinsen geht über in ein enttäuschtes langes Gesicht. Eigentlich wollen sie es nicht zugeben, schließlich handelt es sich um ein Kultgetränk, das die Großen so gerne trinken, doch unisono bekennen sie: „Wie eklig“. Der größere Bruder, der sich weltmännisch offen gibt, da sich seine Freunde und Mitschüler in der Mittagspause schon einen Bubble Tea geleistet haben, findet den Blueberry-Geschmack gar nicht so übel. Viel besser jedoch sind seiner Meinung nach die Toppings. Denn mit dem überdimensionalen Strohhalm kann man die gallertartigen Kugeln ganz effektiv in Schusswaffen verwandeln: Kügelchen ansaugen, zielen, pusten. Schon hat das überraschte Gegenüber das Glibberzeug im Haar oder auf der Nase. Sehr witzig. Das erklärt, warum die Fünftklässler in der Tübinger Innenstadt in ihrer Mittagspause für einen Bubble Tea anstehen, der immerhin zwischen 2,50 und 3,50 Euro kostet. Denn ohne diesen Effekt würde sich die Kids eher für eine Cola entscheiden.

Süßer als süß

Schon weniger erwartungsvoll nehmen die Erwachsenen einen Schluck. Erster Eindruck: künstlich, wie Gummibärchen. Zweiter Eindruck: pappsüß, süßer als süß. Dritter Eindruck: Vorsicht Erstickungsgefahr. Ein kräftiger Zug katapultiert gleich mehrere bunte Perlen statt in die Speise- in die Luftröhre. Japsend und prustend überlebe ich, doch die Warnung von Kinderärzten, das Getränk doch bitte nicht an Kleinkinder zu verkaufen, scheint mir sehr schlüssig. Mit einem weniger heftigen Schluck habe ich endlich eine der Glibberperlen mit Passionsfruchtgeschmack im Mund und schwanke zwischen angewidert – ob der waberigen Konsistenz – und neugierig – ob des undefinierbaren Kunstgeschmacks. Glück hatte die weitere erwachsene Versuchsperson: Immerhin könnte man den von ihr gewählten grünen Tee als erfrischend bezeichnen – zumindest im Vergleich zu den anderen süßen Varianten.

Das trendige Getränk, das bei Jugendlichen – warum auch immer – so angesagt ist, hat jedoch nicht nur geschmacklich seine Tücken. Ernährungswissenschaftler und Mediziner warnen inzwischen vor dem Bubble Tea. Mit 300 bis 500 Kilokalorien pro Becher sei der Modedrink eine Kalorienbombe. Doch das wissen nur die wenigsten der Trendsetter. Daher, so die Meinung der Experten, sei es wichtig, den Kindern und Jugendlichen zu erklären, dass es sich bei dem Bubble Tea nicht um ein Getränk, sondern um eine Süßigkeit wie Schokolade, Schwarzwälder Kirschtorte oder Eis handele. Der Bubble Tea ist also keinesfalls ein Durstlöscher, sondern ein Dickmacher.

Auch die Verbraucherzentralen haben das zuckrige Trendgetränk unter die Lupe genommen und Warnhinweise herausgegeben. Der Drink enthalte oft Farb- und Aromastoffe, Säuerungsmittel und Konservierungsstoffe. Diese seien nicht immer klar gekennzeichnet, kritisieren die Verbraucherschützer. Bei Stichproben entdeckten sie Zusatzstoffe im Getränk, die eigentlich hätten angegeben werden müssen – wichtige Informationen vor allem für Allergiker. Was genau der Bubble Tea enthält, weiß man derzeit nicht. Für uns ist das auch nicht wichtig. Denn zum Bubble Tea gibt es viele leckerere süße Alternativen.