Als besonders radikal gilt der konspirativ tätige „Rechte Sektor“, in dem manche den militärischen Arm der Partei „Swoboda“ des Rechtspopulisten Tjanibok sehen. Dies ist aber keineswegs der Fall. Während „Swoboda“ eine betont westukrainische Partei ist, ist der „Rechte Sektor“ ein loser, erst im November auf dem Maidan gegründeter Zusammenschluss nationalistisch orientierter Selbstverteidiger. Mitglieder des „Rechten Sektors“ sollten indes keiner politischen Partei angehören, wie deren Gründer Dmitri Jarosch bekanntgab.

 

Chaim, der Sabbat hält und nur koscher isst, ist Manager einer jener von den Kosaken inspirierten Hundertschaften, ukrainisch „Sotnia“ genannt. „Ich will zeigen, dass auch Juden auf dem Maidan vertreten sind und mitkämpfen“, sagt er und zeigt SMS-Nachrichten, die er von orthodoxen Ukrainern bekommen hat. „Für sie bin ich ein Bruder“, erzählt er stolz. Nur ein einziges Mal sei er auf dem Maidan antisemitisch abgekanzelt worden. In seiner „Sotnia“ sind weitere Juden, einige haben in Israel Armeedienst geleistet. Dies alles sollte laut Chaim weitere ukrainische Juden davon überzeugen, dass der Maidan für Demokratie und Menschenrechte kämpfe und kein rechtsnationalistischer Haufen sei. „Das Gerede vom Rechtsextremismus der Regierungsgegner ist Janukowitschs letzte Waffe“, sagt Chaim.

Der Majdan war schon vor Dienstag ein Pulverfass

Josef Zissels, ein bekannter jüdischer Intellektueller in Kiew, bezeichnet entsprechende Medienberichte als „Teil einer von Moskau inspirierten Propagandaschlacht“. Zissels hat in zwei Monaten zwei Fälle von Antisemitismus auf dem Kiewer Maidan und den 45 weiteren Protestcamps im ganzen Land registriert. In Deutschland habe es 2013 hundertmal mehr antisemitische Übergriffe gegeben als in der Ukraine, wehrt der Vertreter des Jewish World Congress ab.

Wie sehr der Maidan bereits vor der Eskalation am Dienstag zum Pulverfass geworden ist, zeigte etwa der Gründungsversuch einer anarchistischen „Sotnia“ an der Prorizna-Barrikade ein paar Tage vorher. Die rund 50 jungen Männer und Frauen werden im Nu von doppelt so vielen aggressiven Maidan-Selbstverteidigern umstellt. Viele trugen Skinheadsymbole auf den Helmen, einer schwang eine Axt. Die Anarchisten zogen schließlich unter wüsten Drohungen ab. „Der Testosteronpegel ist höher als der Grips im Kopf“, sagte der wachhabende Veteran. Es gibt keinen, der die Situation im Griff habe. Die Opposition habe wenig Autorität, und niemand habe die Kontrolle über den Maidan, sagt auch Ihor Smeschko, der frühere ukrainische Geheimdienstchef.

Der „Rechte Sektor“ ist ein loser Zusammenschluss

Als besonders radikal gilt der konspirativ tätige „Rechte Sektor“, in dem manche den militärischen Arm der Partei „Swoboda“ des Rechtspopulisten Tjanibok sehen. Dies ist aber keineswegs der Fall. Während „Swoboda“ eine betont westukrainische Partei ist, ist der „Rechte Sektor“ ein loser, erst im November auf dem Maidan gegründeter Zusammenschluss nationalistisch orientierter Selbstverteidiger. Mitglieder des „Rechten Sektors“ sollten indes keiner politischen Partei angehören, wie deren Gründer Dmitri Jarosch bekanntgab.

Chaim, der Sabbat hält und nur koscher isst, ist Manager einer jener von den Kosaken inspirierten Hundertschaften, ukrainisch „Sotnia“ genannt. „Ich will zeigen, dass auch Juden auf dem Maidan vertreten sind und mitkämpfen“, sagt er und zeigt SMS-Nachrichten, die er von orthodoxen Ukrainern bekommen hat. „Für sie bin ich ein Bruder“, erzählt er stolz. Nur ein einziges Mal sei er auf dem Maidan antisemitisch abgekanzelt worden. In seiner „Sotnia“ sind weitere Juden, einige haben in Israel Armeedienst geleistet. Dies alles sollte laut Chaim weitere ukrainische Juden davon überzeugen, dass der Maidan für Demokratie und Menschenrechte kämpfe und kein rechtsnationalistischer Haufen sei. „Das Gerede vom Rechtsextremismus der Regierungsgegner ist Janukowitschs letzte Waffe“, sagt Chaim.

Der Majdan war schon vor Dienstag ein Pulverfass

Josef Zissels, ein bekannter jüdischer Intellektueller in Kiew, bezeichnet entsprechende Medienberichte als „Teil einer von Moskau inspirierten Propagandaschlacht“. Zissels hat in zwei Monaten zwei Fälle von Antisemitismus auf dem Kiewer Maidan und den 45 weiteren Protestcamps im ganzen Land registriert. In Deutschland habe es 2013 hundertmal mehr antisemitische Übergriffe gegeben als in der Ukraine, wehrt der Vertreter des Jewish World Congress ab.

Wie sehr der Maidan bereits vor der Eskalation am Dienstag zum Pulverfass geworden ist, zeigte etwa der Gründungsversuch einer anarchistischen „Sotnia“ an der Prorizna-Barrikade ein paar Tage vorher. Die rund 50 jungen Männer und Frauen werden im Nu von doppelt so vielen aggressiven Maidan-Selbstverteidigern umstellt. Viele trugen Skinheadsymbole auf den Helmen, einer schwang eine Axt. Die Anarchisten zogen schließlich unter wüsten Drohungen ab. „Der Testosteronpegel ist höher als der Grips im Kopf“, sagte der wachhabende Veteran. Es gibt keinen, der die Situation im Griff habe. Die Opposition habe wenig Autorität, und niemand habe die Kontrolle über den Maidan, sagt auch Ihor Smeschko, der frühere ukrainische Geheimdienstchef.

Chaim stellt sich auf einen langen Kampf ein. Vielleicht sollte er den Flügel wechseln, sinniert er. „Langfristig gäbe das bessere Resultate“, schätzt er.