5,5 Prozent mehr Lohn will die IG Metall Baden-Württemberg in der Tarifrunde ab Mitte Januar durchsetzen – zudem eine Bildungsteilzeit und eine verbesserte Altersteilzeit. „Wir lassen uns dieses Paket nicht aufschnüren“, betont Bezirksleiter Roman Zitzelsberger.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Filderstadt - Die IG Metall in Baden-Württemberg läuft sich warm für die Mitte Januar beginnende Tarifrunde. 5,5 Prozent mehr Gehalt soll für die 800 000 Beschäftigten herausspringen, hat sie am Freitag in Filderstadt einstimmig beschlossen. Manche Betriebsvertreter der Oberklasse-Autohersteller und von florierenden Zulieferern hatten sich für mehr als sechs Prozent ausgesprochen. Die Verwaltungsstelle Stuttgart, die den „historischen Rekord“ von 7000 Neuaufnahmen seit Januar überschritten hat, wie ihr Bevollmächtigter Uwe Meinhardt sagte, wäre für eine Sechs-Prozent-Forderung gewesen.

 

Mit den 5,5 Prozent soll auch die volatile Wirtschaftslage aufgefangen werden. Die Wachstumsraten in den Konjunkturprognosen seien zuletzt reduziert worden, sagte der Bezirksleiter Roman Zitzelsberger im Anschluss: „Katastrophal sind sie nicht.“ Zudem gebe es Branchen, in denen die Zahlen schlecht seien – aber auch Bereiche, wo es gut läuft. Insgesamt seien die Gewinne der Metall- und Elektroindustrie auf den zweithöchsten Wert gestiegen. Das Rekordjahr war 2007.

Den Arbeitgebern Blockade im Vorfeld vorgeworfen

Ihre Lohnforderung will die Gewerkschaft zusammen mit einer Bildungsteilzeit und einer verbesserten Altersteilzeit durchsetzen. „Wir lassen uns dieses Paket nicht aufschnüren und werden Lösungen für alle drei Elemente durchsetzen“, sagte der Bezirkschef, was die Tarifkommission mit starkem Applaus quittierte. Im Vorfeld hätten die Arbeitgeber die Möglichkeit gehabt, die Tarifrunde zu „entritualisieren“. Doch hätten sie bei mehreren Treffen zu den qualitativen Themen, die außerhalb der üblichen Schlachtordnung stattgefunden hätten, diese Chance vertan.

Stattdessen würden sie Fortschritte blockieren. „Bei der Bildungsteilzeit lehnen die Arbeitgeber tarifliche Regelungen mit dem Hinweis ab, Qualifizierung sei allein Sache der Unternehmen und funktioniere ohnehin hervorragend“, sagt die IG Metall. Der Bezirksleiter Zitzelsberger nannte Beispiele: „Unsere Beschäftigtenbefragung belegt, dass vier von zehn Beschäftigten ihren Weiterbildungsbedarf nicht erfüllt bekommen.“ Eine geförderte Bildungsteilzeit soll die Aufstiegschancen für langjährige Beschäftigte, aber auch für An- und Ungelernte verbessern. Die Einbeziehung von Lehrlingen, die gerade ihre Ausbildung beendet haben, soll zugleich die Attraktivität der dualen Ausbildung erhöhen.