Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Gabriel war es auch, der Wetzel eine „großartige Bilanz“ bescheinigte. „Wenn dich jemand einen Übergangsvorsitzenden nennt, darfst du stolz darauf sein, denn du hast die schwierigen Übergänge exzellent gemeistert“, schrieb der Minister dem Siegerländer sozusagen ins Poesiealbum. „Du hast die IG Metall mit deiner Arbeit verändert.“ So viel Lob hat Wetzel, der 2013 mit einer mageren Zustimmung von 75,5 Prozent der Delegierten gestartet war, in der Vergangenheit kaum erhalten. Doch die Zahlen sprechen für ihn: Zum fünften Mal in Folge rechnet die IG Metall 2015 mit einem Mitgliederzuwachs. „Am stärksten wachsen wir bei Angestellten und jungen Menschen“, jubelt Christiane Benner. So konnte die Zahl der Studierenden seit 2012 von 12 000 auf 30 000 gesteigert werden. Auch bei den Frauen wächst die Resonanz: Mehr als 400 000 der 2,27 Millionen Mitglieder (Ende 2014) sind nun weiblich.

 

VW-Skandal wird als Nebensache behandelt

Volkswagen spielt im offiziellen Teil des Kongresses fast keine Rolle. Die Gewerkschaftsführung versucht, den Abgasskandal von der Bühne fernzuhalten. Wetzel gönnt ihm zunächst nur zwei dürre Sätze: Demnach sei die IG Metall mit allen solidarisch, „die von dem VW-Thema negativ betroffen sind“. Und: „Die Arbeitnehmer bei VW und anderswo dürfen nicht die Folgen dieser Krise tragen.“ Der Skandal ist ein massiver Störfaktor für die IG Metall, weil er von ihren Anliegen ablenkt.

In der Aussprache jedoch warnt ein Delegierter vor einem „Generalangriff auf die Mitbestimmung“, weil den VW-Betriebsräten nun unterstellt werde, über die Verfehlungen „von ein paar Idioten“ Bescheid gewusst zu haben. Wetzel stimmt zu: „Wir haben allen Grund, die Reihen geschlossen zu halten – den Generalangriff müssen wir zurückweisen.“ Die Strategie mancher Veröffentlichungen sei durchschaubar: Im Erfolgsfall war es das Management, „gibt es ein Problem, war es der Betriebsrat“ – als wenn ein Bankräuber aus der Bank herausläuft und ruft: „Haltet den Dieb“ .