Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Nun wissen wir ja, dass die Menschen, die nach Europa kommen, viele Verkehrsmittel auf ihrem langen Weg nutzen. Aber die Individualanreise im eigenen Automobil zählt nicht zu den üblichen Fortbewegungsweisen. Dass die Menschen bei ihrer mehrwöchigen Reise einen aus der Not geborenen Überlebenswillen an den Tag legen, dürfte sich herumgesprochen haben. Sie setzen sich in übervolle Schlauchboote, die kein TÜV freigeben würde. Sie klettern auf Lastwagen, die kein Fuhrunternehmen mehr nutzen würde. Sie kriechen unter Stacheldrähten durch, dass es schon beim Hinschauen wehtut. Das lässt auf eine gewisse Lebenstüchtigkeit schließen.

 

Die Sorge, sie könnten am Ende der Reise an einer Straßeneinmündung in einem Gewerbegebiet scheitern, ist also völlig unbegründet, liebe Autose-Erkrankte. Auch sei versichert, dass viele Neuankömmlinge besser im Verkehrsgetümmel zurechtkommen als so mancher Bewohner einer Kreisgemeinde. Wer einmal an der Hand eines Kairoers den Tahirplatz mit seinem gefühlt 13-spurigen Kreisverkehr ohne Ampeln und Zebrastreifen überquert hat, kann nur den Hut vor Respekt ziehen. Deshalb gibt es keinen Grund, gleich nach dem Schupo zu rufen.