Die Reaktion bei einer Glutensensitivität könnte also nicht aufgrund des Glutens an sich, sondern wegen der mit dem Gluten assoziierten ATI erfolgen und sich daher von einer Zöliakie oder einer Allergie unterscheiden. Ist die Diagnose Zöliakie sowie eine Weizenallergie sicher ausgeschlossen, werden Patienten, die auf eine Glutensensitivität hin untersucht werden sollen, dazu angehalten, einige Zeit bewusst auf glutenhaltige Produkte zu verzichten und Buch über ihre Ernährung zu führen. Dann folgt ein Test, eine sogenannte verblendete Provokation, bei der die Patienten einmal ein hochkonzentriertes Glutenprodukt verzehren, beim anderen Mal ein Placebo. Eine klare Diagnose ist laut Bischoff jedoch schwierig. Je nachdem, wie viel glutenhaltige Produkte die Betroffenen konsumieren, variieren auch ihre Beschwerdegrade.

Ob es derzeit tatsächlich vermehrt zu Unverträglichkeiten nach dem Verzehr von Getreideprodukten kommt, lässt sich wissenschaftlich nicht belegen. Erfahrungswerte einiger Mediziner sprechen dafür. „Auch wenn davon ausgegangen werden kann, dass die Glutensensitivität zunimmt, ist damit der Boom an glutenfreien Produkten dennoch nicht nachvollziehbar“, sagt der Ernährungsmediziner Bischoff. Der Markt mit glutenfreien Produkten, die mit einer durchgestrichene Ähre gekennzeichnet werden, treibt bisweilen seltsame Blüten: nach Angaben der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg liegt auch Hartkäse mit der Bezeichnung „glutenfrei“ im Regal, obwohl er von Natur aus kein Gluten enthält. Die Produkte sind zudem teurer und ursprünglich für Patienten gedacht, die tatsächlich streng auf Gluten verzichten müssen. Nach Angaben der Verbraucherzentrale greifen dennoch auch immer häufiger Gesunde zu den Produkten, weil sie vermuten, sich damit etwas Gutes zu tun. „ Bei gesunden Erwachsenen schaden die Spezialprodukte dem Geldbeutel, ohne einen positiven Nutzen zu bringen, und bei Kindern können Nährstoffunterversorgungen die Folge sein“, sagt Bischoff.

Selbst für Betroffene, bei denen eine Glutensensitivität wahrscheinlich ist, ist es Bischoff zufolge nicht nötig, komplett auf glutenhaltige Lebensmittel zu verzichten, denn meist werden gewisse Mengen an Gluten vom Organismus toleriert. Auch sind keine schwerwiegenden Folgeschäden wie bei der Zöliakie zu erwarten. Die Einschränkung beeinflusst jedenfalls das soziale Leben, beispielsweise Einladungen zum Essen. „Den meisten kann es aber schon helfen, wenn sie Brot und Nudeln durch glutenfreie Lebensmittel ersetzen“, so Bischoff. Glutenfrei sind beispielsweise Reis, Mais, Hirse, Buchweizen, Soja, Sesam, Kartoffeln, Quinoa, Amarant, Obst, Gemüse und Nüsse.

In den USA ist die glutenfreie Ernährung zumindest unter den Stars zu einem Trend avanciert. In bunten Blättchen berichten sie davon, dank glutenfreier Ernährung fitter, schlanker und schöner geworden zu sein. Experten schätzen, dass sich dort mittlerweile 60 Millionen Menschen glutenfrei ernähren. Der Trend hat auch Deutschland erreicht. „Glutenfreie Ernährung ist zu einer Volksbewegung in Eigenregie geworden“, sagt Stephan Bischoff. Positive Effekte in Bezug auf das Körpergewicht kann sich der Ernährungsmediziner Bischoff zwar vorstellen. „Das ist der klassische Placebo-Effekt: eine Gewichtsreduktion kann daher rühren, dass bei einer glutenfreien Ernährung zugleich weniger Kohlenhydrate verzehrt werden“. Als Diät-Variante sei der Getreideverzicht aber dennoch nicht sinnvoll. „Weizen und anderes Getreide ist für Gesunde nicht schlecht. Der Großteil der Menschen dürfte mit der Verträglichkeit auch keine Schwierigkeiten haben. Warum darauf verzichten und sich einschränken?“

Wissenschaftler diskutieren nun seit einiger Zeit über verschiedene Ausprägungen der Glutenunverträglichkeit. Denn bei einigen Patienten war zu beobachten, dass sie nach dem Verzehr von Pizza, Pasta oder Brot Verdauungsprobleme oder andere Beschwerden hatten, ohne dass bei Untersuchungen Schleimhautschäden oder entzündete Darmzotten wie bei der Zöliakie festgestellt werden konnten. Für die Beschwerden dieser Betroffenen gab es keinen medizinischen Befund. Auch variierte bei manchen die Unverträglichkeit: manchmal waren die Begleiterscheinungen nach dem Konsum glutenhaltiger Lebensmittel weniger, manchmal waren sie stärker ausgeprägt. Für Ärzte erschwert das die Diagnose, da sie nur über Beobachtung, und nicht über griffige Laborwerte erbracht werden kann. Manche werteten die Glutensensitivität deshalb lange als Mode-Diagnose ab und zweifelten an ihrer Existenz. Andere suchten Erklärungen dafür, wodurch die unerwünschten Effekte denn nun verursacht werden könnten, wenn es sich nicht um eine „echte“ Zöliakie handelt.

An der Uniklinik Mainz isolierten Forscher beispielsweise eine neue Gruppe von Proteinen: Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI), welche in Getreide-Hochleistungssorten gezielt hineingezüchtet wurden, um das Korn resistenter gegen Schädlinge zu machen. Sie sind Begleitstoffe des Glutens. Da diese Stoffe in ursprünglichen Getreidesorten nicht vorhanden sind, vermuten die Mainzer Experten, dass diese Proteine die Auslöser für die zunehmenden Beschwerden sein könnten. Die Züchtung von Getreide auf besonders hohe Erträge wäre demnach letztlich für die Beschwerden verantwortlich. Dem Hohenheimer Ernährungsmediziner Stephan Bischoff zufolge gilt diese Vermutung als die wahrscheinlichste im Moment.

Die Glutensensitivität ist keine Allergie

Die Reaktion bei einer Glutensensitivität könnte also nicht aufgrund des Glutens an sich, sondern wegen der mit dem Gluten assoziierten ATI erfolgen und sich daher von einer Zöliakie oder einer Allergie unterscheiden. Ist die Diagnose Zöliakie sowie eine Weizenallergie sicher ausgeschlossen, werden Patienten, die auf eine Glutensensitivität hin untersucht werden sollen, dazu angehalten, einige Zeit bewusst auf glutenhaltige Produkte zu verzichten und Buch über ihre Ernährung zu führen. Dann folgt ein Test, eine sogenannte verblendete Provokation, bei der die Patienten einmal ein hochkonzentriertes Glutenprodukt verzehren, beim anderen Mal ein Placebo. Eine klare Diagnose ist laut Bischoff jedoch schwierig. Je nachdem, wie viel glutenhaltige Produkte die Betroffenen konsumieren, variieren auch ihre Beschwerdegrade.

Ob es derzeit tatsächlich vermehrt zu Unverträglichkeiten nach dem Verzehr von Getreideprodukten kommt, lässt sich wissenschaftlich nicht belegen. Erfahrungswerte einiger Mediziner sprechen dafür. „Auch wenn davon ausgegangen werden kann, dass die Glutensensitivität zunimmt, ist damit der Boom an glutenfreien Produkten dennoch nicht nachvollziehbar“, sagt der Ernährungsmediziner Bischoff. Der Markt mit glutenfreien Produkten, die mit einer durchgestrichene Ähre gekennzeichnet werden, treibt bisweilen seltsame Blüten: nach Angaben der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg liegt auch Hartkäse mit der Bezeichnung „glutenfrei“ im Regal, obwohl er von Natur aus kein Gluten enthält. Die Produkte sind zudem teurer und ursprünglich für Patienten gedacht, die tatsächlich streng auf Gluten verzichten müssen. Nach Angaben der Verbraucherzentrale greifen dennoch auch immer häufiger Gesunde zu den Produkten, weil sie vermuten, sich damit etwas Gutes zu tun. „ Bei gesunden Erwachsenen schaden die Spezialprodukte dem Geldbeutel, ohne einen positiven Nutzen zu bringen, und bei Kindern können Nährstoffunterversorgungen die Folge sein“, sagt Bischoff.

Selbst für Betroffene, bei denen eine Glutensensitivität wahrscheinlich ist, ist es Bischoff zufolge nicht nötig, komplett auf glutenhaltige Lebensmittel zu verzichten, denn meist werden gewisse Mengen an Gluten vom Organismus toleriert. Auch sind keine schwerwiegenden Folgeschäden wie bei der Zöliakie zu erwarten. Die Einschränkung beeinflusst jedenfalls das soziale Leben, beispielsweise Einladungen zum Essen. „Den meisten kann es aber schon helfen, wenn sie Brot und Nudeln durch glutenfreie Lebensmittel ersetzen“, so Bischoff. Glutenfrei sind beispielsweise Reis, Mais, Hirse, Buchweizen, Soja, Sesam, Kartoffeln, Quinoa, Amarant, Obst, Gemüse und Nüsse.

In den USA ist die glutenfreie Ernährung zumindest unter den Stars zu einem Trend avanciert. In bunten Blättchen berichten sie davon, dank glutenfreier Ernährung fitter, schlanker und schöner geworden zu sein. Experten schätzen, dass sich dort mittlerweile 60 Millionen Menschen glutenfrei ernähren. Der Trend hat auch Deutschland erreicht. „Glutenfreie Ernährung ist zu einer Volksbewegung in Eigenregie geworden“, sagt Stephan Bischoff. Positive Effekte in Bezug auf das Körpergewicht kann sich der Ernährungsmediziner Bischoff zwar vorstellen. „Das ist der klassische Placebo-Effekt: eine Gewichtsreduktion kann daher rühren, dass bei einer glutenfreien Ernährung zugleich weniger Kohlenhydrate verzehrt werden“. Als Diät-Variante sei der Getreideverzicht aber dennoch nicht sinnvoll. „Weizen und anderes Getreide ist für Gesunde nicht schlecht. Der Großteil der Menschen dürfte mit der Verträglichkeit auch keine Schwierigkeiten haben. Warum darauf verzichten und sich einschränken?“