Zum ersten Mal kann die Stadt einen Demonstrationszug der Rechten verhindern. Die Rechtsradikalen müssen ihre Kundgebung auf den Bahnhofsvorplatz beschränken.

Göppingen - Viele Bürger dürften sich am Samstagnachmittag in der Göppinger Innenstadt an die Neonazi-Umtriebe der Jahre 2012 und 2013 erinnert haben. Damals provozierten Anhänger der inzwischen verbotenen Autonomen Nationalisten Göppingen mit Demonstrationen stets einen riesigen Aufmarsch von rund 2000 Gegendemonstranten und ebenso vielen Polizisten. Es gab Ausschreitungen und zahlreiche Verletzte. Diesmal ging es zwar ebenfalls lautstark zu, doch Ausschreitungen wie damals gab es keine. Die Gegendemonstranten beschränkten sich auf lautstarken Protest gegen die rechten Parolen. Die wenigen Male, wenn Einzelne handgreiflich werden wollten, schritt die Polizei freundlich, aber bestimmt ein.

 

Die Neonazis hatten diesmal unter dem Signet der rechtsextremen Kleinstpartei Der dritte Weg durch die Stadt marschieren wollen – doch zum ersten Mal ist es der Stadtverwaltung gelungen, zumindest einen Demonstrationszug der Rechtsradikalen zu verhindern. Das Verwaltungsgericht hat das Verbot bestätigt, weil ein großer Teil der Polizisten aus dem Land am Vortag nach München abgezogen worden war. Die Polizei befürchtete deshalb, die Sicherheit bei einem Marsch durch die Innenstadt nicht gewährleisten zu können. Und so mussten sich die rund 30 Rechten, die gegen 14 Uhr am Bahnhof eintrafen, auf eine Kundgebung vor Ort beschränken – der Großteil ihrer Reden gegen Flüchtlinge, Asylbewerber und die Presse ging aber im Protest der 200 Gegendemonstranten unter, die mit Sprechchören, Rasseln und Trillerpfeifen Stellung bezogen.

Der dritte Weg treibt bereits seit einiger Zeit sein Unwesen in Göppingen und der Umgebung der Stadt. Immer wieder verteilt die Gruppe Hetzschriften, erst vor drei Wochen haben die Neonazis einen Infostand in der Göppinger Fußgängerzone aufgebaut und Flugblätter mit Parolen gegen Flüchtlinge verteilt. Unter ihnen waren auch zwei der Gründungsmitglieder der Autonomen Nationalisten Göppingen, die vom Landgericht in Stuttgart wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung zu rund zwei Jahren Haft verurteilt worden sind. Die Urteile sind aber noch nicht rechtskräftig und die Männer daher noch auf freiem Fuß.