Lange war der Lions-Club in Göppingen eine reine Männerdomaine. Diese Zeiten sind schon seit sieben Jahren vorbei. Jetzt steht erstmals eine Frau dem Club auch vor: Birgit Rapp-Zeiser ist die neue Präsidentin.

Göppingen - Mit den Fotos von sich ist sie nicht einverstanden. „Wäre es nicht besser, von vorne zu fotografieren? Man ist ja doch ein bisschen eitel“, sagt sie. Der Fotograf tut, wie ihm geheißen. Tatsächlich, von vorn sind die Porträts vorteilhafter. Birgit Rapp-Zeiser kennt ihre Schokoladenseite, und sie weiß, was sie will und wie sie es bekommt. Die Juristin, die im Sozialdezernat des Landratsamtes in Schwäbisch Gmünd arbeitet, ist die erste Präsidentin des Göppinger Lions-Clubs. In den vergangenen 50 Jahren, so alt ist der Club, waren immer nur Männer, Pardon, Herren am Ruder. Jetzt hat also zum ersten Mal eine Frau das Sagen – ein Jahr lang. Dann rückt der erste Vizepräsident an die Spitze.

 

Nicht nur in der Führung der „Löwen“ hatten Damen in der Vergangenheit Seltenheitswert. Mehr als 40 Jahre lang war der Göppinger Lions-Club reine Männersache. Erst 2007 wurden die ersten vier Frauen dazu geholt, unter ihnen Birgit Rapp-Zeiser. „Man geht da nicht hin und sagt, dass man Mitglied werden möchte, man wird gefragt“, erzählt die Salacherin, die fast immer lacht. Dass sich ein bestehender Lions-Club den Frauen öffnet, wie in Göppingen, sei landauf, landab einzigartig. „Das ist wirklich etwas Besonderes.“ Allerdings würden mittlerweile auch Frauen- oder gemischte Clubs gegründet.

Als Birgit Rapp-Zeiser vor sieben Jahren eine Mitgliedschaft angetragen wurde, hat sie gerne zugesagt. „Für mich ist es wichtig, dass man nicht nur nach sich und der eigenen Familie guckt, sondern seine Kontakte und Möglichkeiten nutzt, um etwas für die Allgemeinheit zu tun“, erklärt sie. Wie es ihre Art ist, ist sie gleich voll eingestiegen und hat die Projekte, die der Club anpackte, tatkräftig unterstützt.

Die Mitglieder helfen in zahlreichen Bereichen

Der Lions-Club ist auf vielen sozialen Feldern aktiv. Er engagiert sich für Kinder und Jugendliche, unterstützt Schulklassen und Kindergärten, setzt sich für das Haus Linde, eine Einrichtung für Obdachlose, und das Frauenhaus ein und veranstaltet einmal jährlich einen Seniorennachmittag. Außerdem fördern sie Kulturprojekte, wie die Erhaltung des Russenfriedhofs im Göppinger Oberholz. Ein Riesenaufwand sei das Barbarossa-24-Stunden-Schwimmen, das im Oktober wieder stattfindet. „Das findet großen Anklang“, erzählt Birgit Rapp-Zeiser.

Damit sie helfen können, nutzen die Mitglieder, die in der Regel höhere Positionen bekleiden ihre Kontakte. Eine wichtige Aufgabe der Damen und Herren ist es, Sponsoren für die verschiedenen Projekte zu gewinnen. „We serve, wir dienen“, ist der Leitspruch der „Löwen“. „Das dienen hört sich ein wenig altmodisch an, aber gemeint ist einfach, dass man sich in den Dienst der anderen stellt und etwas von dem abgibt, das man hat“, sagt Birgit Rapp-Zeiser. Dies sei in einer zunehmend ich-bezogenen Gesellschaft umso wichtiger.

Auch im Gemeinderat und Kulturkreis ist sie aktiv

Die 53-jährige Salacherin war ihr ganzes Leben lang engagiert, egal wie gefordert sie als Juristin und Mutter zweier Kinder war. Jetzt, wo die Kinder flügge sind, will sie erst recht nicht nachlassen. Außer im Lions-Club ist sie im Gemeinderat und im Kulturkreis in Salach aktiv. Wie sie das alles schafft? Sie lacht und sagt mit entwaffnendem Lächeln: „Ich habe eine Energie.“ Außerdem bekomme man auch viel zurück.

Birgit Rapp-Zeiser ist „Löwin“ mit Leib und Seele. Die ersten Lions-Clubs seien in Amerika unter dem Eindruck des ersten Weltkriegs gegründet worden, um zur Völkerverständigung beizutragen, erzählt sie. Mittlerweile gebe es in vielen Ländern Clubs, und so schätzt sie besonders die internationalen Kontakte. Für das Jahr ihrer Präsidentschaft hat sie ein Programm ausgeklügelt, das „ihre“ Themen in den Blickpunkt rücken soll: die Energiepolitik und den demografischen Wandel etwa. Außerdem hat sie Lionsfreunde mit besonders interessanten Tätigkeiten gebeten, ihren Beruf vorzustellen.