Die Stadt Göppingen bekommt ein zweites zentrales Rathaus. Der Gemeinderat hat nach intensiver Debatte den Weg für die 23,2-Millionen-Euro-Investition frei gemacht.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Es ist die größte Investition der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg: Bis zum Jahresende 2018 soll für 23,2 Millionen Euro am Bahnhof eine zweite Verwaltungsstelle entstehen. Der Göppinger Gemeinderat hat die Pläne mit überraschend deutlicher Mehrheit abgesegnet. In namentlicher Abstimmung votierten 25 Stadträte für das Projekt, Heidrun Schellong (SPD) und vier Freie Wähler stimmten dagegen. Die Linke hatte die Abstimmung wegen eines angeblichen Verfahrensfehlers boykottiert. Acht Stadträte enthielten sich oder fehlten.

 

Die OB sieht die Stadt unter Zeitdruck

Der Oberbürgermeister Guido Till (CDU) bedankte sich für die breite Unterstützung, mit der er anfangs selbst nicht gerechnet hatte. Er könne auch mit einer knappen Entscheidung leben, hatte Till erklärt. Wichtig sei, dass sie falle. „Wir müssen das Projekt bis zum Frühjahr 2019 mit dem Land abgerechnet haben.“ Sonst verfielen wegen des Auslaufens des Sanierungsprogramms Bahnhofsumfeld 3,6 Millionen Euro an Landeszuschüssen. Der Zeitplan sei ohnehin ehrgeizig, sagte der Planer Gerd Grohe, der von der Stadt als Gutachter beauftragt worden war. Ein von Freien Wählern und SPD gestellter Antrag auf Vertagung wurde daraufhin mit 17 zu 20 Stimmen abgelehnt.

Der SPD-Fraktionschef Armin Roos warnte vor einem Projekt, „bei dem scheibchenweise nachgelegt“ werde. Hier gehe es um die Glaubwürdigkeit von Verwaltung und Gemeinderat. Es handle sich um eine „geschönte Darstellung“, die „wie eine Seifenblase“ zerplatzen werde, prophezeite Emil Frick (Freie Wähler). Der Baubürgermeister Helmut Renftle (parteilos) wies hingegen darauf hin, dass in die Kalkulation ein Puffer von 30 Prozent eingearbeitet sei. Er verlasse sich auf das Wort des Kämmerers Rudolf Hollnaicher, dass das Projekt zu stemmen sei, sagte Jürgen Schaile (FDP/FW). „Wir werden das aber sehr sorgfältig überwachen.“

Grüne: Das ist kein Palazzo Prozzo

Uneingeschränkte Unterstützung hatten zunächst nur CDU und Grüne signalisiert. Es gehe nicht um einen Palazzo Prozzo, sondern um den Stadtumbau am Bahnhof, sagte Christoph Weber (Grüne). Das Projekt sei sozial gegenüber den Mitarbeitern, ökonomischer und ökologischer als die Sanierung der Altbauten und zudem städtebaulich sinnvoll, sagte der CDU-Fraktionschef Felix Gerber. Der Linke Christian Stähle verwies jedoch auf preisgünstige Alternativen. Das Telekomgebäude im Reusch habe der OB dem Landrat als Erweiterungsfläche angeboten, es tauge aber genauso als Rathaus. Er forderte einen Bürgerentscheid.

Dafür bräuchte es 5000 Unterschriften. Ungeachtet dessen wird nun der Architektenwettbewerb für das Gebäude ausgeschrieben. Es soll mehr als 200 Mitarbeiter aufnehmen und das Technische Rathaus sowie vier kleinere Verwaltungsstellen in der Innenstadt ersetzen. Die Ergebnisse sollen am Jahresende vorliegen. Er wolle sich mit dem Bau „kein Denkmal setzen“, betonte der OB. Und „ich werde selbst auch nicht einziehen. Mein Büro ist und bleibt im alten Rathaus.“