Für die Kleemann-Erweiterung müsste die Stadt viel aufgeben, die Werfthalle und den Tigerentenclub etwa, – die Zustimmung des Gemeinderats scheint dennoch gewiss.

Göppingen - Die Werfthalle und der Dr.-Herbert-König-Platz, der Tigerentenclub, die Handwerkerhöfe – wenn die Stadt den Erweiterungsplänen der Firma Kleemann im Stauferpark zustimmt, wird sie all dies schlucken. Dennoch zeichnete sich am Donnerstag in einer Ausschusssitzung des Gemeinderats eine breite Zustimmung zu dem Vorhaben ab. Die Grundsatzentscheidung des Gemeinderats in der kommenden Woche scheint eine Formsache zu sein. Denn Kleemann bietet etwas, gegen das alle Bedenken verblassen: neue Arbeitsplätze. Falls das Unternehmen nicht erweitern kann, verlässt es die Stadt hingegen. 500 Arbeitsplätze sind dann weg.

 

Einige Stadträte hatten wenige Tage vor der Debatte an einer Führung durch ein Werk der Wirtgen-Gruppe, zu der auch Kleemann gehört, teilgenommen und waren begeistert. Der ehemalige Gewerkschafter und SPD-Stadtrat Klaus Wiesenborn etwa lobte die Wirtgen-Gruppe als „Arbeitgeber, wie man sich das wünscht“. Auch der Fraktionsvorsitzende der FWG, Emil Frick, sagte, man höre nur Gutes von der Firma. „Wir müssen sehen, dass wir sie in Göppingen halten.“

Ein schlagendes Argument aus Sicht der Stadträte ist auch, dass der Kleemann-Generalbevollmächtigte Gerhard Schumacher angekündigt hat, die Firma werde die Zahl ihrer Mitarbeiter auf 800 erhöhen. Das Vertrauen ist groß, denn die Firma hatte auch ihr früheres Versprechen erfüllt, Arbeitsplätze im Stauferpark zu schaffen.

Nicht nur Jan Tielesch (CDU) betrachtet das Unternehmen deshalb als „Glücksfall“ für die Stadt. Allerdings wies Tielesch auch darauf hin, dass es noch Probleme gebe, die man angehen müsse. Der FDP/FW-Chef Klaus Rollmann sprach von „Detailfragen, die gelöst werden müssen.“

Die größte Sorge macht den Stadträten die Frage, wie es mit den Messen und Veranstaltungen in der Werfthalle weitergeht. Schumacher hat zwar nicht ausgeschlossen, dass die Hall auch künftig an Wochenenden dafür genutzt werden könne, doch ob das klappt und wenn ja, in welchem Umfang ist völlig offen.

Michael Freche (Lipi) erinnerte daran, wie groß die Erleichterung gewesen sei, als man Veranstaltungen vom Gelände der EWS-Arena in den Stauferpark habe verlegen können. „All die Konflikte mit den Anwohnern der Halle haben wir wieder auf der Tagesordnung, wenn die Veranstaltungen dorthin zurück müssen“, sagte er. Er appellierte deswegen an das Gremium, die Bürger bei dem Prozess mitzunehmen und regte an, darüber nachzudenken, ob das ehemalige Böhringer-Areal eventuell als Ausweichmöglichkeit tauge. Christine Lipp-Wahl (Grüne) goss ebenfalls Wasser in den Wein. Schon bei der Ansiedlung des Unternehmens im Stauferpark sei man leichtfertig mit öffentlichen Flächen umgegangen. Der Stadt seien 16 Millionen Euro durch die Lappen gegangen, denn ein Teil der Flächen habe eigentlich als Bauland an Familien verkauft werden sollen. „Die Grünen werden die Erweiterung nicht ablehnen“, kündigte sie an. „Aber den Prozess kritisch verfolgen.“

Dass die Stadt auch für den Tigerentenclub keine Flächen mehr anbieten könnte, war hingegen kein großes Thema mehr. Denn, wie Oberbürgermeister Guido Till erläuterte, der Vertrag mit dem SWR läuft im Jahr 2019 aus „und wir können nicht davon ausgehen, dass er verlängert wird.“