Nach der Meinung des Wohnbau-Chefs würde es sich aus wirtschaftlicher Sicht nicht lohnen, das Gebäude oder seine Fassade zu erhalten. Manche Bürger sehen das anders.

Göppingen - Alles in allem scheinen die Pläne für die Neugestaltung des Apostel-Areals bei den Göppingern gut anzukommen, wie sich am Samstag bei einem Vor-Ort-Termin der CDU gezeigt hat. Mit einem tun sich allerdings viele Bürger und auch manche Gemeinderäte schwer: dem geplanten Ende des Apostel-Hotels. Aus Sicht des Wohnbau-Chefs Volker Kurz und des Architekten Klaus von Bock würde es sich nicht lohnen, das Gebäude oder seine Fassade zu erhalten. Manche Bürger finden dagegen, der Architekt und der Wohnbau-Chef machten es sich zu leicht.

 

Kurz argumentierte vor rund 60 Zuhörern, die sich auf dem Spielplatz hinter dem Apostel-Hotel versammelt hatten, dass er als Wohnbau-Chef auch die Wirtschaftlichkeit des Projekts im Auge behalten müsse. Für ihn stehe das „Machbare“ im Vordergrund – und dazu zählte er eine Erhaltung des Hotels ganz klar nicht. Das Gebäude stehe nicht unter Denkmalschutz und sei von den Dimensionen her für eine künftige Nutzung völlig ungeeignet, erklärte er. So seien die Geschosshöhen für heutige Verhältnisse zu niedrig. „Wenn sie die heute gängige Technik in die Zwischendecken einbauen, stößt sich da jeder den Kopf“, erläuterte er. Um dieses Problem zu lösen, müsse man in die Gebäudesubstanz eingreifen, das sei „wirtschaftlich nicht darstellbar“. Da das Gebäude der Firma Nanz gehöre, die nach wirtschaftlichen Kriterien entscheide, seien aus seiner Sicht die Tage des Gebäudes gezählt.

Viele Bürger wollen sich nicht mit Apostel-Ende abfinden

Der Architekt von Bock sprang Kurz bei. Auch nach seinem Dafürhalten sei die Erhaltung des Hotels nicht sinnvoll. Das gelte wegen der ungünstigen Dimensionen auch für die Fassade. Stattdessen, so von Bock, müsse man diskutieren, was man an dieser Stelle künftig haben wolle: eine ganz moderne Neugestaltung, die möglicherweise auch architektonische Elemente des alten Hotels aufnehme, oder etwas eher historisierendes. Zuvor müsse man klären, wer die künftigen Mieter seien. Erst wenn die Nutzung klar sei, ergebe es Sinn, über die Einzelheiten zu sprechen. „Ich kann ihnen leicht eine schöne Fassade zeichnen“, sagte von Bock. „Aber erst muss man doch die Inhalte kennen.“

Trotz der Argumente der Planer wollen sich viele Bürger und manche Räte nicht so leicht damit abfinden, dass das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert wohl dem Bagger zum Opfer fallen wird. „Egal ob Guberan oder Goldenes Rad – Göppingen ist im Abreißen spitze“, kritisierte Friedhelm Messer, ein Göppinger Bürger, mit Blick auf frühere Entscheidungen. Er gab zu bedenken, dass „ein Architekturprofessor aus Göppingen“ vorgeschlagen habe, wenigstens die klassizistische Fassade zu erhalten und das auch für umsetzbar gehalten habe.

Kritik an Umgang mit historischer Bausubstanz

Auch der Grünen-Fraktionschef Christoph Weber kritisierte den „Umgang mit historischer Bausubstanz“ in der Stadt. Hier sei man immer schnell dabei zu sagen, etwas sei nicht machbar. Der Kulturamtsleiter Wolfram Hosch forderte, man müsse noch einmal über die Fassade diskutieren und wehrte sich gegen den „Schindluder“ der mit „Wort-Kulissen“ wie der Bezeichnung Apostel-Höfe für das Quartier getrieben werde. Ohne das Apostel könne daraus allzu leicht irgendwann ein „Nanz-Areal“ werden. Der Göppinger Armin Brändle wies darauf hin, dass das Apostel früher einmal ein sehr ehrwürdiges Hotel gewesen sei. Er wollte auch wissen, ob sich das Areal nicht für ein künftiges Stadthotel eigne. Schließlich habe es immer wieder Diskussionen über einen möglichen Standort für ein solches gegeben.

Kurz bezweifelte, dass sich für die geplanten Apostel-Höfe ein Hotel-Investor finden lasse. Allerdings sei man natürlich auch dafür offen. Im Übrigen halte er es für viel wichtiger, dass aus den Apostel-Höfen eine Marke werde, die über Göppingen hinaus wirke, als dass man die Hotel-Fassade erhalte. Schließlich seien in einem Realisierungswettbewerb, den von Bock gewonnen hatte, auch die anderen fünf Architekten aus den genannten Gründen davon abgekommen, die Fassade zu erhalten.