Ein mobiles Welcome-Center bietet künftig regelmäßig Sprechstunden für ausländische Fachkräfte an. Dabei sollen Fragen zu Sprachkursen, zur Jobsuche, zum Aufenthaltsrecht oder zu Wohnungsangeboten beantwortet werden.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Göppingen - Eigentlich erfüllt Andrea Szabone (40) alle Voraussetzungen. Die gebürtige Ungarin hat sich in den 15 Monaten, seit sie in Heiningen lebt, alle Mühe gegeben, Deutsch zu lernen. Berufserfahrung bringt sie mit, in Ungarn hat sie lange als Buchhalterin gearbeitet. Nur eines ist ihr nicht klar: „Wohin muss ich meine ungarischen Zeugnisse schicken, damit sie in Deutschland anerkannt werden?“

 

Um auf diese Frage eine Antwort zu bekommen, ist Andrea Szabone am Mittwochmittag zur ersten Sprechstunde des Welcome-Centers der Region Stuttgart in das Göppinger Landratsamt gekommen. Die Anlaufstelle für Neuankömmlinge, die die Stadt Stuttgart zusammen mit der Wirtschaftsförderung der Region betreibt, bietet künftig in den Landkreisen regelmäßig Sprechstunden für internationale Fachkräfte an. Dabei sollen Fragen etwa zu Sprachkursen, zum Aufenthaltsrecht, zu Wohnungsangeboten oder zur Kinderbetreuung beantwortet werden.

Die Zuwanderer sollen auch Unterstützung bei der Suche nach Arbeit erhalten. Den Auftakt für die Sprechstunden in der Region machte Göppingen am Mittwoch. In den nächsten Wochen wird es auch in Böblingen, Ludwigsburg, Esslingen und Waiblingen Beratungstermine geben.

Es wird erklärt, wie was funktioniert in Deutschland

„Wir wollen die gute Erfahrung, die das Welcome-Center in Stuttgart macht, in die Region tragen“, erläutert Göppingens Landrat Edgar Wolff. Allein in diesem Jahr seien bereits rund 3000 ausländische Fachkräfte im Stuttgarter Welcome-Center beraten worden. Die Beratung erleichtere den Zuwanderern den Zugang zum Arbeitsmarkt und nütze den Firmen vor Ort. Speziell im Kreis Göppingen sei es wichtig, ausländische Fachkräfte zu gewinnen. „Wir spüren schon jetzt einen Mangel an Fachkräften, da der Kreis zunehmend an Einwohnern verliert“, sagt Wolff.

„Zuwanderung kann nur dann nachhaltig sein, wenn wir die Leute nicht nur herholen, sondern auch beheimaten“, ergänzt Sabine Stützle-Keinmüller von der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart. Dies gelinge am besten durch Arbeit. Je nach Anliegen verweisen die Berater an andere Einrichtungen, wie die Agentur für Arbeit oder Anerkennungsstellen. „Ein großer Teil unserer Beratung besteht darin zu erklären, wie was funktioniert“, sagt Verena Andrei, die Leiterin des Welcome-Service in der Region Stuttgart. Außerdem würden sie Vorschläge machen, auf die die Zuwanderer von allein nicht kommen würden. „Für junge Leute kann es häufig attraktiv sein, in Deutschland eine zusätzliche Ausbildung zu machen, da sie dann von Anfang an Geld verdienen können“, weiß Andrei.

Die Gespräche werden in acht Sprachen angeboten

Eine von denen, die das Angebot einer Sprechstunde am Mittwoch angenommen hat, ist Birgit Wagner. Die 34-jährige spricht zwar fließend Deutsch, hat aber nie in Deutschland gearbeitet. „Ich habe in Cambridge den Master of Business Administration gemacht“, berichtet die gebürtige Deggingerin. Bis zuletzt hatte sie für eine Bank in Tampa (Florida) gearbeitet. Nun lebt sie seit Januar dieses Jahres wieder in der Heimat und tut sich bis jetzt schwer mit der Jobsuche. „In der Sprechstunde will ich mir Tipps holen und über meinen Lebenslauf schauen lassen“, sagt sie.

Noch in diesem Jahr gibt es zwei weitere Termine für Sprechstunden in Göppingen: am Mittwoch, 11. November, von 8 bis 12 Uhr, und am Mittwoch, 16. Dezember, von 8 bis 12 Uhr, jeweils im Landratsamt. Die Gespräche werden in acht Sprachen angeboten. Interessierte können sich per Mail bei Meike Augustin unter Angabe des Themas und Terminwunsches anmelden unter meike.augustin@region-stuttgart.de.