Das Rathaus scheint kein großes Interesse mehr an dem Renommierprojekt am Kornhausplatz zu haben. Die Stadträte sind darüber nicht erfreut.

Göppingen - Die Generalsanierung läuft, im Herbst soll der Kornhausplatz wieder eröffnet werden. Schickes Pflaster, Wasserspiele und eine Baumhalle im Zentrum sollen ihn zu einem Schmuckstück in der Innenstadt machen. Doch die Verwandlung von einem Betonfleck in einen Platz, der zum Verweilen einlädt – was der Stadt vor zwei Jahren beim Schlossplatz bestens gelungen ist – droht zu scheitern. Denn ob das I-Tüpfelchen, das den Platz auch weit über Göppingen hinaus städtebaulich interessant gemacht hätte, je gebaut wird, steht in den Sternen.

 

Wie es aussieht, hat die Stadtverwaltung kein Interesse mehr daran, die grüne Wand zu realisieren. Diese Wand aus Pflanzen sollte die graue Betonfassade des Parkhauses an der Ostseite des Platzes verdecken, dem Platz besonderen Charme verleihen und außerdem das Mikroklima verbessern. Doch seit sich das Rathaus und die Parkhausgesellschaft darüber streiten, ob und wenn ja inwieweit sich die Gesellschaft an den Kosten für das Projekt beteiligt, scheint der Stadtverwaltung die Lust an dem städtebaulichen Experiment vergangen zu sein.

Stadt rechnet mit Kosten von einer halben Millionen Euro

„Die grüne Wand sehen wir derzeit als unrealistisch an, da weder die Konstruktion noch die Kosten geklärt sind. Bei einer – laut Parkhausgesellschaft – Restlaufzeit von zehn bis 15 Jahren wird Oberbürgermeister Guido Till dem Gemeinderat auf keinem Fall den Rat geben, die Grüne Wand zu beschließen, da diese derzeit nicht realisierbar ist“, teilte der Sprecher der Stadt, Olaf Hinrichsen, jüngst auf Anfrage mit. „Wir sprechen hier von rund 500 000 Euro Steuergeld. Unterhalt und Folgekosten, auch nach einem eventuellen Abriss des Parkhauses, sind nicht geklärt“, ergänzte Hinrichsen.

Till würde es stattdessen sehr begrüßen, sagt Hinrichsen, wenn die Parkhausgesellschaft, das Gebäude „durch eine vorgehängte Fassade optisch aufwertet, da das ein anderes Flair für den Kornhausplatz bewirken würde.“ Dies hatte Dieter Feil, der deren Geschäfte führt, jüngst bei der Mitgliederversammlung der Gesellschaft angeregt.

Stadträte wollen Projekt nicht so schnell beerdigen

Eine neue vorgehängte Fassade statt einer Pflanzenwand? Die Stadträte zeigen sich von der Wende in den Überlegungen der Rathausspitze überrascht und teilweise erbost. Denn mit ihnen, so heißt es unisono, habe bisher noch niemand darüber gesprochen. Konkrete Baupläne mit Kostenschätzungen gebe es bisher nicht, man könne also noch gar nicht einschätzen, was eine solche Wand tatsächlich kosten würde. Viele Fraktionen wollen die grüne Wand nicht so ohne weiteres aufgeben – zumal der Gemeinderat auf einen Antrag der Grünen hin bereits mit großer Mehrheit beschlossen hat, die grüne Wand zu bauen.

„Wir sind mit der ganzen Art und Weise wie die Stadt das eingefädelt hat nicht einverstanden“, sagt der Grünen-Chef Christoph Weber. Die Stadt habe die grüne Wand offenbar nie wirklich gewollt. Für Weber ist klar: „Wir werden den Bau der grünen Wand weiterhin einfordern.“

Till rudert inzwischen zurück: Nur falls die grüne Wand tatsächlich 500 000 Euro koste, könne er den Bau nicht empfehlen. Die Kosten seien aber unklar. Überhaupt gebe es viele offene Fragen, etwa, ob die Parkhausgesellschaft bereit sei, den Bau aus statischen Gründen am Parkhaus andocken zu lassen. Feil hingegen stellt klar, das die Gesellschaft dazu längst ihr Okay gegeben habe, „solange die Wand des Parkhauses auch künftig zugänglich ist“, sagt er. Diese müsse nämlich jährlich von Bausachverständigen überprüft werden. Im Übrigen, fügt Feil hinzu, sehe es mittlerweile so aus, als könne das Parkhaus aus baulicher Sicht noch 20 Jahre stehen bleiben.