Frisch Auf Göppingen hat das Derby in der Handball-Bundesliga beim HBW Balingen-Weilstetten 29:21 gewonnen – und war dabei in allen Belangen überlegen. Am Mittwoch kommt nun der Meister THW Kiel.

Balingen - Als der Kampf beendet war und die Protagonisten unter der Dusche verschwunden waren, standen der Göppinger Trainer Magnus Andersson und der Geschäftsführer Gerd Hofele im Kabinengang der Balinger Sparkassenarena, hatten ein Lächeln auf den Lippen und ein Getränk eines Balinger Sponsorpartners in der Hand. Sie stießen auf einen 29:21-(16:12-)Erfolg von Frisch Auf Göppingen beim HBW Balingen-Weilstetten an. Es war ein „Prosit“ auf eine Demonstration der Kräfteverhältnisse, die nie zuvor in der zehnjährigen Geschichte dieses Handballderbys so klar ausfiel, wie an diesem Samstagabend vor 2350 Zuschauern in ausverkaufter Halle. „Göppingen spielt um die internationalen Plätze – und wir gegen den Abstieg. Diesen Unterschied haben wir heute aufgezeigt bekommen“, brachte es der Balinger Ex-Nationalspieler Christoph Theuerkauf auf den Punkt.

 

Bereits nach zwölf Minuten bahnte sich das Balinger Unglück an. Siebenmal hatten die Göppinger zu diesem Zeitpunkt gejubelt, der HBW hingegen hatte sich erst drei Tore erarbeitet – mühsam. Eines davon resultierte auch noch aus einem Siebenmeter, den der HBW-Neuzugang Yves Kunkel verwandelte. Am Ende waren es 21 Balinger Treffer – nur 21. „Das sagt doch schon alles. Da muss ein Gegner nicht viel investieren. Wir haben schlecht gespielt, auch ich“, sagte der Spielmacher Martin Strobel, dem kein einziges Tor gelang.

Großer Aufwand, kleiner Ertrag

Die Balinger mussten für kleinen Ertrag großen Aufwand betreiben. Frisch Auf baute vor einem guten Torhüter Bastian Rutschmann eine kompakte Abwehrmauer auf, die den HBW-Rückraumschützen Fabian Böhm (4 Tore), Alexandros Vasilakis (3) und Olivier Nyokas (1) kaum Räume gewährte. So verpuffte die starke Vorstellung des Balinger Torhüters Radivoje Ristanovic ohne nachhaltige Wirkung. Die eröffnete dem HBW auch den einen, winzigen Moment im Spiel, vielleicht doch noch an die Wende glauben zu können. Ristanovic hauchte kurz vor der Pause den eigenen Fans wieder Leben ein, als er einen Wurf von Marcel Schiller und die beiden Nachschüsse von Manuel Späth und Anton Halen parierte. Als Niklas Ruß danach auf 12:15 verkürzt hatte, „hätten wir nochmal einen Fuß in die Tür kriegen können“, sagte Balingens Trainer Markus Gaugisch, „das haben wir aber nicht geschafft.“

Denn nach der Pause sorgte Göppingen schnell für Klarheit in diesem Derby und baute die Führung von 16:12 auf 19:12 (35.) aus. Es wäre ein Balinger Debakel geworden, wenn Frisch Auf nicht zu viel verworfen hätte. An den Chancen fehlte es nicht, die Balinger Abwehr wurde mächtig durcheinandergewirbelt – Michael Kraus in der Mitte und Tim Kneule auf der rechten Rückraumposition gewannen nahezu jeden Zweikampf. Das Göppinger Angriffsspiel lief so gut, dass Andersson ohne Linkshänder im Rückraum durchspielen ließ. Dem früherenn Balinger Felix Lobedank war es recht, konnte er so seine zuletzt gereizte Achillessehne schonen. Auch Zarko Sesum arbeitete nur die Hälfte seines ansonsten üblichen Pensums – und das nahezu ausschließlich in der Defensive.

Michael Kraus zieht die Fäden

Im Angriff zog Kraus die Fäden. Der bald 32-Jährige sprühte wie schon beim Sieg gegen den Bergischen HC vor Spielfreude und war neben Marcel Schiller (6/2) mit sieben Toren auch der beste Göppinger Torschütze. „Nachdem das zu Anfang der Saison noch nicht so funktioniert hat, wie er und wir uns das vorgestellt hatten, bin ich froh, dass das jetzt so gut klappt“, freute sich Andersson über den Krausschen Durchbruch zum Spielgestalter.

Am Samstag machte indes nicht nur Kraus den Unterschied. „Wir waren auf jeder Position, in jeder Spielsituation, ja, einfach in allen Bereichen unterlegen“, machte Gaugisch seiner Enttäuschung Luft, „das ist ernüchternd.“ Da ist es für den HBW-Coach auch kein Trost, dass eine solche Offenbarung möglicherweise bald auch seinem Kollegen Andersson droht. An diesem Mittwoch (20.15 Uhr) kommt der amtierende Meister THW Kiel in die Göppinger EWS-Arena. Und wie sagte der Frisch-Auf-Coach: „Es ist schon etwas Besonderes, solch ein Derby zu gewinnen – aber leider gibt es dafür nur zwei Punkte.“