Der Landrat wirbt um Solidarität bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Deshalb will er mit den Bürgermeistern im Kreis einen Pakt schließen.

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen - In diesem Jahr fehlen dem Kreis Göppingen immer noch rund 280 Plätze, um die insgesamt 1040 angekündigten Flüchtlinge unterzubringen. Von den 38 Kreiskommunen haben inzwischen immerhin 27 zusammen 764 Plätze geschaffen. Nun soll ein Flüchtlingspakt zwischen dem Kreis und den Kommunen geschlossen werden, um auf der Basis der jeweiligen Einwohnerzahl in den Kommunen Unterkünfte zu schaffen. Dazu bereitet die Kreisverwaltung momentan ein Papier vor.

 

Ein Pakt soll die Solidarität stärken

Noch sei die geplante Vereinbarung, die in einer Arbeitsgruppe aus Bürgermeistern und Mitarbeitern der Kreisverwaltung vorbereitet würde, nicht unterschriftsreif, sagte Hans-Peter Gramlich, der im Landratsamt das Sozialdezernat leitet. Man wolle aber so schnell wie möglich mit allen kommunalen Vertretern ins Gespräch kommen. Der Kreis möchte mit dem geplanten Pakt eine Selbstverpflichtung zur Unterbringung von Flüchtlingen initiieren, um wenigstens 1040 Menschen eine Bleibe auf Zeit bieten zu können. Denn das ist die Zahl der Flüchtlinge, die nach der derzeitigen Aufnahmequote, die das Land für die Kreise festlegt, in den Kreis kommen werden.

Seit dem vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Flüchtlinge fast verdoppelt

Alle Zahlen seien nur Momentaufnahmen, betont Gramlich, denn nicht nur die monatlichen Zugänge von Flüchtenden schwankten, auch die Zahl der Unterkünfte in den Kreiskommunen veränderten sich laufend. Er sei sehr froh darüber, so Gramlich, dass diese Zahl der Plätze in den Kommunen langsam, aber sicher steige. Ende März hatten immerhin 25 Kommunen insgesamt 764 Flüchtlinge aufgenommen. Im vergangenen Frühjahr waren es erst 436 Menschen in 16 Kommunen gewesen.

„Wir wollen alle Beteiligten ins Boot holen“, beschrieb Gramlich seine Bemühungen um weitere Unterbringungsmöglichkeiten. Die Bürgermeisterämter im Kreis wüssten alle um die Not. Gramlich und der Landrat Edgar Wolff appellierten vor dem Kreissozialausschuss erneut an die Solidarität der Kommunen. „Wenn die ein oder andere Gemeinde nicht mittut, tun wir uns schwer, andere Kommunen um noch mehr Unterstützung zu bitten“, sagte Gramlich mit Blick auf die geplante Vereinbarung, und Wolff bekräftigte seinen Willen zu einem flächendeckenden Ansatz.

Auch Geislingen und Wangen ziehen mit

Getan hat sich jüngst vor allem etwas in Süßen, wo die Stadt seit Anfang April 50 neue Plätze anbieten kann, und mit Wangen sei der Kreis kurz vor dem Vertragsabschluss für 15 Plätze, erläuterte Gramlich. Damit verringert sich die Zahl der Kommunen, die noch keine Flüchtlinge beherbergen, auf zehn. Ein großes Defizit hat bisher vor allem die Stadt Geislingen vor sich hergeschoben, obwohl Gramlich den Verantwortlichen dort großes Verständnis für die Flüchtlingsproblematik attestiert. Nun zeichne sich aber in der Oberen Stadt eine Lösung ab. Die Rede ist von einem Ersatzbau auf einem städtischen Grundstück in der Geislinger Bleichstraße. Dort hatten früher bereits Asylbewerber in einer Unterkunft gelebt, die inzwischen abbruchreif ist. Gramlich hofft dort auf weitere 60 bis 80 Plätze.

Die Rotarier spenden für die Asyl-Arbeitskreise

Dankbar ist der Sozialdezernent für die Arbeit der ehrenamtlichen Asylarbeitskreise in vielen Kommunen im Kreis Göppingen: „Das ist eine wirklich wichtige Arbeit, die wir mit dem hauptamtlichen Personal überhaupt nicht leisten können.“ Anerkennung gibt es dafür auch von den Göppinger Rotariern, die dem Kreis 6000 Euro zur Unterstützung der Ehrenamtlichen gespendet haben.

Beim Thema Sprachkurse wurde eine Lücke bei den vom Kreis vermittelten Grundkenntnissen und weiteren Fördermöglichkeiten festgestellt. Die Kreisrätin Susanne Weiß, FDP, beantragte deshalb weitergehende Kurse für Flüchtlinge.