Göppingen - Kein Wunder, dass sich viele Göppinger Stadträte brüskiert fühlen: Im April haben sie sich widerwillig dazu durchgerungen, dem Verkauf der Werfthalle und weiterer Flächen im Stauferpark an die Firma Kleemann zuzustimmen. Das Unternehmen und die Stadtverwaltung hatten argumentiert, dass es keine anderen geeigneten Expansionsflächen gebe. Und es war der Eindruck erweckt worden, dass der Flächenhunger der Firma dann gestillt sei. Nun aber stellt sich heraus, dass Kleemann bereits, während der Gemeinderat noch debattierte, zusätzlich mit der Firma Lambert verhandelt hat.

 

Natürlich muss ein Unternehmen die Öffentlichkeit normalerweise nicht über Verhandlungen mit Dritten informieren. Im Fall Kleemann aber scheint es, als hätte man absichtlich einen falschen Eindruck erweckt, um die Zustimmung des Gemeinderats zu dem Werfthallen-Geschäft nicht zu gefährden. Einige Stadträte hätten möglicherweise anders abgestimmt, hätten sie von den Verhandlungen gewusst. Die Firma hat zwar rechtlich einwandfrei gehandelt, aber alles andere als fair.

Der Gemeinderat wird über das Thema im Herbst diskutieren, dann geht es in erster Linie darum, ob der Stadtrat Paul Lambert bei der Abstimmung befangen war. Falls dem so ist, ist die Abstimmung nichtig und muss wiederholt werden. Womöglich würde sich Kleemann in dem Fall wünschen, gleich mit offenen Karten gespielt zu haben. Denn das Unternehmen hat viel Vertrauen verspielt. Dasselbe gilt für die Stadtverwaltung, die sich die Frage gefallen lassen muss, inwieweit sie über die Verhandlungen mit Lambert im Bilde war und inwieweit sie geholfen hat, die Stadträte hinters Licht zu führen. Bisher nimmt die Stadt dazu keine Stellung. Im Gemeinderat muss sie es, und das ist gut so.