Flüchtlingskrise allerorten, doch im Kreis Göppingen brachte ein ganz anderer Neuankömmling die Menschen in Wallung: der Biobeutel. Ein Blick auf die zweite Jahreshälfte 2015.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Und weiter geht es mit den Schlagzeilen 2015.

 

1. Juli: Waschanlage mit Glanzfinish für Hunde. Endlich wird mal was Nützliches erfunden: In der Ulmer Straße in Eislingen öffnet eine Selbstbedienungswaschanlage speziell für Hunde. 6. Juli: Bequem hinauf und entspannt hinunter. Der Landkreis macht ein neues Tourismusangebot und trifft damit voll ins Schwarze: Heerscharen von Radfahrern wollen sonntags vom neuen Radwanderbus zum Reußenstein gebracht werden. Schon wird überlegt, wie sich das Angebot erweitern ließe. 7. Juli: Die große Sauerei bleibt aus. Seit dem Monatsbeginn sollen die Kreisbewohner ihren Biomüll getrennt erfassen und in Biobeuteln sammeln. Die Abfuhrtage seien „Festtage für Ratten und Marder“, heißt es. Doch so schlimm, wie viele befürchten, wird es nicht, allerdings bleibt auch der Erfolg begrenzt. Viele verzichten auf die Verwendung der Biobeutel. 11. Juli: Klares Ja zu einem neuen Rathaus. Der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till will am Bahnhof eine zweite zentrale Verwaltungsstelle bauen lassen. Nach anfänglichem Zögern folgt der Gemeinderat mit einer überraschend deutlichen Mehrheit dem Wunsch des OB und fällt eine Grundsatzentscheidung für das 23-Millionen-Euro-Projekt. „Den Gegnern geht die Luft aus“, kommentiert die Stuttgarter Zeitung. 15. Juli: Ein Domizil für das Knowhow. Die Firma Schuler beginnt am Göppinger Stammsitz mit dem Bau eines 40 Millionen Euro teuren Hochhauses, in dem das Technologiezentrum des Unternehmens untergebracht werden soll. 21. Juli: Jetzt gibt es Geld für die B 10. Der Landkreis ist am Ziel: Nach einem langen Hin und Her gibt der Bundesverkehrsminister 15 Millionen Euro für den Weiterbau der Bundesstraße in Richtung Gingen frei. Schon im Oktober sollen die Bauarbeiten beginnen. 3. August: Erst die Lottofee bringt Maier den Sieg. Die Kandidatenkür für die Grünen im Landtagswahlkreis Göppingen wird zum Krimi. Nach vier Wahlgängen herrscht immer noch ein Patt zwischen den Kandidaten. Dabei war dies schon der zweite Anlauf. Schon beim ersten Mal hatte es mit diesem Ergebnis geendet. Diesmal entscheidet das Los für den jungen Grünen-Stadtrat Alexander Maier aus Göppingen. Der amtierende Landtagsabgeordnete Jörg Fritz darf nicht wieder antreten. „Das Gleiche in Grün“, kommentiert die Stuttgarter Zeitung in Anspielung auf die Abwahl der CDU-Abgeordneten Jutta Schiller.

13. August: Das Urteil fällt, und eine Stadt atmet auf. Im Prozess gegen vier Rädelsführer der Autonomen Nationalisten Göppingen verhängt die Staatsschutzkammer des Stuttgarter Landgerichts Haftstrafen von 14 bis 28 Monaten. Die Männer hätten ein braunes Filstal errichten wollen, sagt die Richterin und beendet den Mammutprozess fünf Monate früher als erwartet. Alle Angeklagten können das Gericht auf freiem Fuß verlassen, weil sie einen Großteil ihrer Strafen durch die Untersuchungshaft bereits abgesessen haben.

15. August: Mit Vollgas in die windige Spargelzeit. In einem Rekordtempo hat das Göppinger Landratsamt bei Lauterstein den größten Windpark des Landes genehmigt. Innerhalb eines Jahres sollen auf der Albhochfläche 16 Windkraftanlagen ans Netz gehen. Proteste gibt es nicht.

28. August: Stromnetz bringt neue Kunden. Die Übernahme des Göppinger Stromnetzes durch die Energieversorgung Filstal zahlt sich schon im ersten Jahr aus. Das kommunale Unternehmen kann zahlreiche Kunden hinzugewinnen.

3. September: Schulleiter tödlich verunglückt. Trauer in Göppingen: Der langjährige Rektor der Walther-Hensel-Schule und geschäftsführende Schulleiter der Stadt, Klaus Bühler, stürzt bei einer Klettertour in den Walliser Alpen in den Tod.

17. September: Märklin plant ein neues Museum. Der Modelleisenbahn-Hersteller will Exponate aus seiner legendären Turmzimmersammlung der Öffentlichkeit präsentieren. Dafür soll die Modellbahnwelt an den Stammsitz in der Stuttgarter Straße zurückverlegt werden.

21. September: Eine neue Heimat für Sport und Kultur. Bei einem Bürgerentscheid sprechen sich 70 Prozent der Eschenbacher für den Bau einer Mehrzweckhalle aus. Die StZ spricht von einem „guten Tag“. Die Verwaltung habe sich ins Zeug gelegt und sei belohnt worden.

24. September: Im Garagenstreit zieht die Stadt den Kürzeren. Nach einer Straßensanierung ist die Garagenzufahrt eines Uhingers plötzlich 30 Zentimeter tiefer als die neu geteerte Straße. Der Streit geht bis vor den Verwaltungsgerichtshof in Mannheim, der die Stadt in die Pflicht nimmt. „Jetzt muss aber mal Schluss sein mit dieser Provinzposse“, kommentiert die StZ.

19. Oktober: Rechte und linke Gruppen machen mobil. Die Diskussion über die Unterbringung von Flüchtlingen ruft in Uhingen ungebetene Gäste auf den Plan. Der Gemeinderat kann nur unter Polizeischutz tagen. Doch die Stadt meistert die Situation, auch weil die Bevölkerung sachlich bleibt.

27. Oktober: Heinrich Zeller ist tot. Der Ehrenbürger und langjährige Frisch-Auf-Präsident stirbt im Alter von 93 Jahren.

12. November: Flüchtlinge ziehen in den Sitzungssaal. Um die große Zahl an Asylbewerbern unterzubringen, geht der Kreistag einen landesweit beachteten Weg. Die Sporthallen seiner Berufsschulzentren hat er schon hergegeben. Jetzt beschließt er, den eigenen Sitzungssaal zu räumen und dort eine Notunterkunft einzurichten. Bis zum Jahresende wird dies aber dann doch nicht nötig.

17. November: Bayerische Gemütlichkeit statt Dolce Vita. Die Andechser Klosterbrauerei will am Göppinger Schillerplatz eine Brauereigaststätte eröffnen.

21. November: 18 Hektar bringen nun doch 90 000 Euro. In einem Streit mit der Bahn kann sich ein Hohenstädter Landwirt durchsetzen. Er bekommt zwar nicht die ganze geforderte Summe für seine Ackerflächen, die für die Neubaustrecke nach Ulm gebraucht werden, aber doch 25 Mal mehr, als die Bahn zahlen wollte. Der Fall zeige, dass der Bahn ihr Ruf als verlässlicher Partner nicht so wichtig sei, kommentiert die StZ.

2. Dezember: Mit Stuttgart 21 soll das Stolpern enden. Der Metropolexpress soll jetzt doch im Halbstundentakt den Kreis bis Geislingen mit der Landeshauptstadt verbinden, aber nur, weil sich der Kreis an den Kosten beteiligt. Vorerst holpert der Takt allerdings ein wenig. 5. Dezember: Baumhäuser sollen Juhe retten. Die Göppinger Jugendherberge soll für 3,2 Millionen Euro saniert und mit Baumhäusern versehen werden. Zuletzt hatte die Gästebelegung nur noch 19 Prozent erreicht. 9. Dezember: Gemeinderat hebt Baubürgermeister aus dem Amt. Thomas Schuster muss sein Büro im Eislinger Rathaus räumen. Überraschend deutlich votiert der Gemeinderat statt für ihn für den Göppinger Hochbauamtschef Jürgen Gröger.

15. Dezember: Richter: Frau half beim Mordversuch. Im Fall eines Mordanschlags bei Schlierbach spricht das Ulmer Landgericht die Schwester des bereits verurteilten Schützen, die auch die Geliebte des Auftraggebers gewesen sein soll, der Beihilfe schuldig. Sie muss für drei Jahre ins Gefängnis. Das Opfer hatte knapp überlebt.