Im Goldraub-Prozess leugnet ein Angeklagter seine Beteiligung an der spektakulären Tat. Doch: Es gibt DNA-Spuren, die das Gegenteil nahelegen.  

Ludwigsburg - Die Lage des 29-jährigen Angeklagten erinnere ihn ein wenig an den Sieg von Dieter Baumann im Finale des olympischen 5000-Meterlaufs 1992. "Wenn Sie wie Baumann durch die Lücke vor Ihnen durchschlüpfen können, haben Sie gute Chancen auf einen Freispruch - wenn nicht, dann nicht." Mit diesem Vergleich beendete der Vorsitzende Richter der 7. Großen Strafkammer im Stuttgarter Landgericht am Freitag den achten Verhandlungstag im zweiten Goldraub-Prozess.

 

Mit "Lücke" meinte der Richter den Fall, dass sich das bestätigen sollte, was der Tatverdächtige zuvor von seinem Anwalt hatte erklären lassen. Bislang hatte der Mann zu seiner Beteiligung an einem spektakulären Überfall am 15. Dezember 2009 in Ludwigsburg geschwiegen. Mehrere als Polizisten verkleidete Männer hatten damals einen Transporter auf der Autobahn gestoppt, den Fahrer gefesselt und 120 Kilogramm Gold im Wert von 1,7 Millionen Euro erbeutet.

 DNA -Spuren auf Handschellen

Im Hauptverfahren haben mittlerweile vier von fünf Angeklagten gestanden. Bei dem 29-Jährigen ist die Staatsanwaltschaft davon überzeugt, dass er das Tatauto besorgt hat. DNA-Spuren hatten den Verdacht erhärtet, dass der Mann bei dem Coup mit von der Partie war. Am Freitag präsentierte der Anwalt des 29-Jährigen folgende Version der Ereignisse: sein Mandant sei mehrfach von Bekannten angesprochen worden, ob er "ein Ding mitdrehen" wolle.

Da er nur in einem der Tatautos hätte mitfahren sollen, um eine größere Polizeipräsenz vorzugaukeln, ihm versichert worden sei, dass es keine Gewalt geben solle und ihm zudem 25.000 Euro Beuteanteil in Aussicht gestellt worden sei, habe er letztlich eingewilligt und auch die beiden Tatautos angemietet. Jedoch sei er nur am 14. Dezember 2009 mit von der Partie gewesen. An diesem Tag hatte der Coup ursprünglich steigen sollen, platzte aber, da der Gold-Transporter nicht die erwartete Route nahm.

An diesem Tag müsse er auch seine später auf einem Paar Handschellen der falschen Polizisten gefundenen DNA-Spuren hinterlassen haben. Weil er ein immer schlechteres Gewissen bekommen habe, habe er daher abgelehnt, einen Tag später den Überfall erneut zu wagen. Während seine Bekannten das Gold raubten, sei er ganz normal zur Arbeit gegangen. Von der Beute habe er keinen Cent gesehen. Die Verhandlung wird im Januar fortgesetzt. "Dann schauen wir, ob Sie Baumann sind oder nicht", so der Richter.