Die Bahn will Teile des alten IHK-Gebäudes wegen andernfalls aufwendiger Sicherungsmaßnahmen abreißen. Und auch um die denkmalgeschützte alte Bundesbahndirektion an der Heilbronner Straße ranken sich neue Spekulationen.

Stuttgart - Die Senkungen der Zentrale der Landeswasserversorgung an der Schützenstraße sowie der von der Bahn in Erwägung gezogene Abriss eines Gebäudes der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart (IHK) in der Jägerstraße lassen Projektkritiker aufhorchen. Die Unterfahrung des IHK-Baus war bereits in der Liste des ehemaligen Projektleiters Hany Azer mit ihren 121 Risiken beim Bau von Stuttgart 21 aufgeführt – ihre Eintrittswahrscheinlichkeit war von Azer sogar mit kleiner als 50 Prozent klassifiziert.

 

Misstrauisch stimmt die Projektkritiker überdies, dass offenbar auch in Wirtschaftskreisen darüber spekuliert wird, dass die Bahn womöglich auch den noch stehenden Rest der denkmalgeschützten alten Bundesbahndirektion (im Volksmund H 7 genannt) irgendwann abreißen müsse, damit es nicht zu einem unkontrollierten Absacken komme. Das S-21-Kommunikationsbüro versichert dagegen, die Tunnelarbeiten stellten keine Gefährdung für die Stabilität des Gebäudes dar.

Unter dem Gebäude führen gleich mehre Tunnels durch

Unter dem H 7 kreuzen sich der neue Stadtbahntunnel der U 12 sowie der für das Bahnprojekt zu erstellende Tunnel in Richtung Feuerbach. Dabei wird das Fundament des Gebäudes ähnlich wie beim IHK-Gebäude in der benachbarten Jägerstraße nur knapp unterfahren. Durch entsprechende Erschütterungen beim Graben der Tunnels könne die Stabilität des Gebäuderumpfs gefährdet werden, heißt es aus Kreisen der Projektgegner. Bei der Weihnachtsfeier der IHK im vergangenen Jahr hätten auch S-21-Befürworter im kleinen Kreis darüber spekuliert. Bei der IHK will dies freilich offiziell niemand bestätigen.

Tatsache ist, dass die Versuche der Bahn, sich ihres alten, denkmalgeschützten Direktionsgebäudes komplett zu entledigen, bisher am Widerstand der Stadtverwaltung gescheitert sind. Der bislang letzte Vorstoß der Bahn, nicht nur – wie in der Planfeststellung genehmigt – den hinteren, nicht unter Denkmalschutz stehenden Teil abzureißen, sondern auch gleich die Frontfassade zu schleifen, hatte zu empörten Reaktionen etwa im Städtebauausschuss des Gemeinderats geführt. Baubürgermeister Matthias Hahn sah sich in der Folge mehrfach veranlasst, die ablehnende Haltung der Stadt zu unterstreichen.

Ein Abriss würde der Bahn bei S 21 viel Geld ersparen

Doch immer wieder tauchte das Gebäude in internen Papieren der Bahn als Einsparpotenzial auf, so etwa im Juni 2013 in einem S-21-Dossier für den Konzernaufsichtsrat. Durch einen Abriss könnte der Konzern 12,5 Millionen Euro sparen, stand da zu lesen. Die Stadt dementierte umgehend, dass es darüber Verhandlungen mit der Bahn gegeben habe. Im September des gleichen Jahres hieß es im aktualisierten S-21-Quartalsbericht an die Konzernaufseher trotzdem erneut, über den Wegfall des Direktionsgebäudes und entsprechende Alternativen sei man in der Diskussion mit den Projektpartnern.

Sowohl Bahn als auch Stadt dementieren solche Gespräche aber weiterhin hartnäckig. Eine Sprecherin des Kommunikationsbüros erklärte auf StZ-Anfrage, die Planungen der Bahn für den Tunnelbau seien von der Genehmigungsbehörde, dem Eisenbahn-Bundesamt, abgenommen, und von den Grabungen gehe keine Gefahr für das Gebäude aus. Und auch die Pressestelle der Stadt betont, man habe sich mit der Bahn darauf geeinigt, dass das H 7 stehen bleibe. Gespräche über einen Abriss zwischen Bahn und Stadt gebe es nicht.

Allerdings sei es nicht die Aufgabe der Kommune, die Statik des Gebäudes im Vorfeld zu prüfen und während der Bauarbeiten zu überwachen: Dies liege „voll und ganz“ in der Verantwortung des Eisenbahn-Bundesamtes. Ob es während der Grabungsarbeiten zu Senkungen und möglichen Konsequenzen für das Gebäude H 7 komme, könnten „höchstens die Bahn und das Eisenbahn-Bundesamt beurteilen“, ließen Baubürgermeister Matthias Hahn und Technikbürgermeister Dirk Thürnau mitteilen.