Die StZ sucht mit ihren Lesern sowie der Szene nach neuen legalen Sprayerflächen in Stuttgart. Mehr als zwei Dutzend Wände wurden bereits genannt, die Chancen auf eine zweite Hall of Fame stehen gut. Vielleicht wird auch der Stuttgart-21-Bauzaun besprüht?

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Die Zwischenbilanz ist positiv: 26 Vorschläge für neue Sprayerflächen sind in der Redaktion der Stuttgarter Zeitung eingegangen, seit die StZ vor einem Monat einen Suchlauf für legale Wände für junge Sprayer gestartet hat. Unter den nun in Rede stehenden Flächen für den Urban-Art-Atlas sind etliche Wände und Garagentore, die von StZ-Lesern zum Besprühen angeboten wurden; mindestens ebenso wichtig sind jene Wände, die sich für eine Hall of Fame – also eine dauerhafte, freie Nutzung durch die Graffitiszene – eignen würden.

 

Der Graffitibeauftragte der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft, Florian Schupp, freut sich, dass in diese Sache nun Bewegung gekommen ist. Man habe sich lange nach weiteren Örtlichkeiten für eine zweite oder dritte Hall of Fame neben der bereits bestehenden unter der König-Karl-Brücke in Bad Cannstatt umgesehen, sagt Schupp. Jetzt sei die Szene aktiviert, und auch im städtischen Tiefbauamt nimmt Schupp eine „sehr konstruktive Atmosphäre“ wahr. Zweimal sei er in den vergangenen Wochen in dieser Sache bereits im Tiefbauamt gewesen, berichtet der Graffitibeauftragte.

Schupp hat sich ebenso wie Patrick Klein vom Sprayerladen Third Rail in der Ossietzkystraße stark in die Suche nach neuen Sprayerwänden eingebracht. Aus Sicht der Graffitibeauftragten wäre etwa eine Stützwand am Parkhaus Unterer Grund in Vaihingen (nahe der S-Bahn-Station Österfeld) denkbar. Auch eine Wand in der Mörikestraße, die zum Institut für Chemische Verfahrenstechnik der Uni Stuttgart gehört, hält Schupp für geeignet.

Den Stuttgart-21-Bauzaun besprühen?

Patrick Klein kommt mit einer ganz anderen Idee: Bauzäune besprühen – oder zumindest provisorische Wände, die man entlang von Bauzäunen aufbaut. „Der Zaun im Mittleren Schlossgarten um die Stuttgart-21-Baustelle sieht derzeit nicht sehr schön aus, da ließe sich mit Graffiti einiges machen“, findet Klein. Auch der Zaun entlang der Frachtstraße auf der Seite des ehemaligen Güterbahnhofs ließe sich mit einer einfachen Wand oder Holzplatten umbauen, argumentiert Klein.

In dieser Karte zeigen wir die Vorschläge für eine mögliche zweite Hall of Fame:

„So etwas gab es in Stuttgart außerdem schon mal“, sagt Florian Schupp, als er mit der Idee konfrontiert wird, „das kennt man, das hat gut funktioniert“. Allerdings sei diese Lösung eher temporär. „Vor allem anderen braucht Stuttgart eine weitere Hall of Fame“, argumentiert der Graffitibeauftragte.

Mehr legale Wände – weniger illegale Graffiti

Hinter der Suche nach legalen Flächen für Sprayer stecken zwei Erkenntnisse. Zum einen: gesprüht wird immer; eine gänzlich graffitifreie Stadt wird es nicht geben. Zum anderen: je mehr legale Flächen es gibt, desto weniger wird illegal gesprüht. „Einmalige Wände werden ja, gerade weil das Motiv dauerhaft so bleiben soll, von erfahrenen Sprayern besprüht“, sagt Florian Schupp, „wo aber sollen Kids ihre ersten Motive sprühen, wo sollen sie üben?“

Das eine gehört zum anderen. Die StZ wird die Suche nach einer weiteren Hall of Fame in Stuttgart weiter begleiten. Zum anderen werden all jene Leser kontaktiert, die eine Privatwand zum Besprühen angeboten haben. Darunter ist etwa die Inhaberin der Insel-Bar im Bohnenviertel, Renate Schieck: „Vor drei Jahren wurde ein Fenster beschmiert“, sagt sie – und vor zwei Wochen gleich wieder. Die Reinigung ist teuer; Schieck hofft, dass mit einem „richtigen“ Graffiti die Schmierereien aufhören. „Etwas Ähnliches wie in der Breuninger-Unterführung“ würde sie sich wünschen.

Das lässt sich machen: Die Jugendhausgesellschaft vermittelt in solchen Fällen erfahrene Sprayer, die dann mit den Wandeigentümern das weitere Vorgehen besprechen. Die StZ wird nach getaner Sprayerarbeit die Ergebnisse vorstellen.

Mitmachen Wer noch eine Wand hat, die er besprühen lassen möchte, kann sich bei der StZ-Redaktion unter 07 11/72 05-13 56 oder via Mail an internet@stz.zgs.de wenden. Die bisher erschienenen Berichte zum Thema Graffiti und Urban Art sind hier versammelt.

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