Am Mittwochmittag rückte die Feuerwehr zu einem Brand in der Nordbahnhofstraße aus. In einem Zimmer des dortigen Wohnheims war ein Feuer ausgebrochen. Der Bewohner des Zimmers kam in den Flammen ums Leben.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Ein Zimmer in Vollbrand“, das ist in wenigen Worten das Bild, das sich Florian Gödde von der Einsatzleitung der Feuerwehr am Mittwochmittag geboten hat. „Ich war als Erster oben“, berichtet er. Alles brannte. Für den Mann im Raum kam jede Rettung zu spät. Er lag tot im Zimmer. Das Feuer im städtischen Männerwohnheim an der Nordbahnhofstraße ist der Feuerwehr um 12.10 Uhr gemeldet worden. Als die Einsatzkräfte wenige Minuten später dort waren, schlugen schon Flammen aus dem Zimmer im vierten Stock des Gebäudes, in dem der Brand ausgebrochen war. Die Feuerwehr geht von einer so genannten Rauchgasdurchzündung aus: Wenn ein anfangs kleiner Brand viel Rauch erzeugt und die Temperatur steigt und steigt, entzünden sich die Dämpfe, und alles geht in Flammen auf.

 

Die traurige Vermutung wurde schnell Gewissheit: Der Bewohner war in dem Zimmer, als es angefangen hatte zu brennen. Alle anderen Männer, die in dem Heim eine Bleibe gefunden haben, konnten sicher nach draußen gebracht werden. Ein Bewohner und eine Rettungskraft wurden verletzt. Sie liegen mit Rauchgasvergiftungen im Krankenhaus. „Wir waren gerade unterwegs. Da kam der Alarm über den Melder. Wir waren ganz schnell da“, sagt Florian Gödde.

Die Heimleitung hatte um 12.10 Uhr einen Notruf abgesetzt, um 12.12 Uhr erreichte der Alarm die Feuerwehrleute, um 12.17 Uhr waren die Kräfte vor Ort. Gegen 13 Uhr war das Feuer gelöscht. Die Ermittler der Kriminalpolizei machten sich nach den Löscharbeiten und der Bergung des Toten an die Suche nach der Brandursache. Das Opfer, ein 66 Jahre alter Serbe, soll Raucher gewesen sein. Es wird vermutet, dass er in seinem Zimmer rauchte und eventuell dabei einschlief. Dabei könnte das Feuer in seinem Zimmer ausgebrochen sein. Die Polizei gehe davon aus, dass man eine vorsätzliche Brandstiftung von außen ausschließen könne, sagte der Polizeisprecher Thomas Geiger. Auch ein technischer Defekt eines Gerätes könne ausgeschlossen werden. Das sei eine erste Einschätzung der Kriminalpolizei. Wie hoch der Gebäudeschaden ist, steht noch nicht fest.

Isabel Fezer: „Das ist ein schrecklicher Schock.“

Der Verstorbene hatte seit 2008 in dem Haus gewohnt. Er war dauerhaft dort untergebracht. Das Wohnheim bietet Männern ein Zuhause, die aus verschiedenen Gründen obdachlos geworden sind.

Die Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) unterbrach auf die Meldung vom Brand ihren Urlaub und kam an die Nordbahnhofstraße. „Das ist ein schrecklicher Schock“, sagte sie unter dem Eindruck der Nachricht vom Tod des Bewohners. Trotz des Schrecks habe sie sich jedoch davon überzeugen können, dass in dem Wohnheim nach dem Alarm alles gut und sicher abgelaufen sei. „Die Rettungswege waren frei. Alle Bewohner konnten sicher rausgebracht werden. Alles lief ruhig und professionell ab“, sagte Fezer.

Auch Einsatzleiter Gödde lobte die gute Organisation: „Wir konnten sehr schnell sichergehen, dass alle Bewohner draußen waren.“ Die Männer seien ins Freie begleitet worden. Die Heimleitung übergab den Einsatzkräften eine Liste mit den Namen der Bewohner. Um Gewissheit zu haben, dass niemand mehr in den Räumen war, ging die Feuerwehr aber noch einmal durch alle Räume. Einige Bewohner waren wegen des Rauchs in ihren Zimmern eingeschlossen und wurden mit Rauchhauben – zum Schutz vor den Gasen – von Feuerwehrleuten rausgebracht.

Auch die Alarmierung habe funktioniert. Das Haus sei mit einer Brandmeldeanlage und Rauchmeldern ausgestattet. Die Anlage habe Alarm geschlagen, woraufhin die Heimleitung den Notruf bei der Rettungsleitstelle abgesetzt habe, teilte die Stadtverwaltung mit. Einsatzleiter Gödde konnte sich beim Betreten des Gebäudes davon überzeugen, dass die Warnanlage funktionierte: „Ich habe es überall hupen hören“, sagte der Feuerwehrmann.

Bewohner können im Haus bleiben

Die 51 Bewohner können in dem Haus an der Nordbahnhofstraße bleiben. Das sei „mit kleinen organisatorischen Änderungen“ machbar, obwohl der vierte Stock längere Zeit nicht bewohnbar sein wird. Unter anderem könne man Bewohner in Zweibettzimmern unterbringen, die bisher nur von einer Person bewohnt waren.

Die Männer warteten, während die Rettungskräfte im Haus waren, auf einer Fläche vor dem Gebäude. Einige hatten einen Rucksack mit Habseligkeiten dabei. Rettungskräfte betreuten sie. Gegen 14 Uhr konnten die Männer ins Haus zurück.