Fünf Wochen vor der britischen Parlamentswahl traten die Spitzenkandidaten zur Fernsehdebatte an. Für Premier David Cameron wird sein Auftritt nicht gerade zur Sternstunde.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

London - Nicht David Cameron, der konservative Premier, hat bei der Fernsehdebatte am Donnerstagabend am meisten geglänzt, auch nicht sein Herausforderer, Labour-Chef Ed Miliband. Beide spielten ihre Rolle vor der Kamera ohne größere Pannen. Der Star des Abends aber war das Siebengestirn als Ganzes am politischen Himmel Britanniens – das neue, quirlige, vielfarbige Westminster, das sich den Wählern zu den kommenden Unterhauswahlen am 7. Mai erstmals präsentiert.

 

Neben Torys und Labour traten die Liberaldemokraten, Ukip, die Grünen, schottische und walisische Nationalisten in Erscheinung. Nordirlands Unionisten wären auch noch gekommen, wenn man sie eingeladen hätte. Eine derart bunte Palette ist für die Insel etwas ungewohnt. Bis vor zehn Jahren noch war britische Politik ein reines Tory-Labour-Duell. Als vor fünf Jahren Liberaldemokrat Nick Clegg als Dritter mitwirken durfte, schien das vielen Briten schon reichlich revolutionär. Diesmal sollten alle mitreden, denen auch nur annähernd Chancen ausgerechnet werden.

Rechtspopulisten im Aufwind

Immerhin winken Nigel Farages Rechtspopulisten zweistellige Prozentzahlen, und Nicola Sturgeons SNP wird ein triumphaler Erfolg in ihrer schottischen Heimat vorausgesagt. Bezeichnend war auch, dass das führende Umfrageinstitut YouGov Sturgeon und Farage – und nicht Cameron und Miliband – zu den Siegern der Debatte erklärte. Deren eigenwillige Positionen, links und rechts im Spektrum, hoben sich klar vom Establishment ab.

Sturgeon, die auch schottische Regierungschefin ist, führte furchtlos die Attacke gegen das „Austeritätsdiktat“ in London, unterstützt von den Parteichefinnen der walisischen Nationalisten und der Grünen. Alle drei – eine weibliche Troika als neuer progressiver Flügel – ließen eine spätere Zusammenarbeit mit Labour offen, pochten aber auf ein nicht-kommerzielles Gesundheitswesen und die Abschaffung von Atomraketen und Studiengebühren.

Farage will aus der EU ausscheren

Ukip-Spitzenmann Farage präsentierte sich als Einziger, der aus der EU ausscheren und scharfe Einwanderungskontrollen für Großbritannien einführen möchte. „Was“, fragte er, „können wir denn als EU-Mitglied tun, um Immigration unter Kontrolle zu bringen? Das will ich euch gern sagen – absolut nichts.“ Außerdem verlangte Farage, Surgeons Schotten den Geldhahn englischer Zuschüsse aus Westminster abzudrehen, alle Entwicklungshilfe einzustellen und ausländischen HIV-Kranken die Behandlung in britischen Kliniken zu verwehren: „Erst einmal müssen wir uns um unsere eigenen Leute kümmern.“ Das trug ihm seitens der linken Troika den scharfen Verweis ein, er solle sich „ehrlich schämen“, weil er „üble Angstmacherei“ betreibe.

Vorsichtiger äußerte sich Labours Ed Miliband, der Immigrationskontrolle keineswegs ablehnt. Vor allem nutzte er die Debatte, um Lockerheit zu demonstrieren und der Karikatur entgegenzuwirken, die die Rechtspresse von ihm entworfen hat. Für diese ist er Mr. Weird, ein sonderbarer Zeitgenosse, den man nicht in No.10 Downing Street sehen will. David Cameron hatte ursprünglich an gar keiner TV-Debatte teilnehmen wollen. Sehr spät hatte sich der Titelverteidiger von den Torys mit der Siebener-Runde einverstanden erklärt. Inmitten der Meinungsbreite stand er dann blass am Rande – schmallippig und angespannt, kein einziges Mal lächelnd, als sei dies nicht seine Show. Selbst Nick Clegg, sein Koalitionspartner der letzten fünf Jahre, hieb am Ende auf Cameron ein und warf ihm vor, „ideologisch motivierte Kürzungen“ nach den Wahlen zu planen. Da Clegg alle Kürzungen der Legislaturperiode mitgetragen hatte, klang das ein wenig hohl.

Cameron ohne wirklichen Plan

Cameron zog sich auf die Position zurück, seine Partei sei die einzige mit einem „Erfolgsplan“. Miliband beteuerte, sein Plan sei „wesentlich besser“. Er wolle den gesetzlichen Mindestlohn anheben, den Gesundheitsdienst retten und Großbritannien die Tortur eines EU-Referendums ersparen. Am Ende kamen er und Cameron in den Blitzumfragen ziemlich genau auf die gleichen Werte für ihre Auftritte – was der Pattsituation ihrer Parteien vor dieser Wahl entspricht.