Mehrere Zehntausend Zuschauer besuchen den Stuttgarter Fasnetsumzug. Narren und Besucher trotzten mit guter Laune dem schlechten Wetter. Selbst der Einsatz eines Regenflüsterers hatte keinen Erfolg.

Stuttgart - Pech mit dem Wetter hatten die Narren bei ihrem Fastnachtsumzug durch die Stuttgarter Innenstadt. Doch wer ein echter Narr ist, der ließ sich vom Feiern nicht abbringen. Auch die Zuschauer hatten ihren Spaß.

 

Aufwärmen mit Linsensuppe

Wer ein richtiger Narr ist, der braucht ein entsprechendes Warm-up für die großen Momente. Und so durften sich die Protagonisten des Stuttgarter Umzugs am Fastnachtsdienstag im vierten Stock des Rathauses bei Gastgeber Kämmerer Michael Föll mit Linsensuppe, Hefegebäck, diversen Getränken und Prinz Almklausi I. auf den Höhepunkt der Stuttgarter Fastnacht einstimmen. Der hatte allein am Rosenmontag fünf Auftritte, und seine Stimme hatte schon etwas gelitten. Doch mit dem Gassenhauer der Spider Murphy Gang „Skandal im Sperrbezirk“ stimmte er die Gäste auf den Zug ein und war ein begehrtes Objekt für Selfies. Im Erdgeschoss briefte derweil Alexander Bosch, Kreiseinsatzleiter des DRK, seine Leute. 24 waren über die Strecke verteilt im Einsatz.

Ein Potpourri der Narren

Es war ein buntes Potpourri, das die Narren am Fastnachtsdienstag vor mehreren Zehntausend Menschen auf die Straße zauberten: Karnevalisten, Gruppen der Schwäbisch-Alemannischen Fasnet und Guggenmusik-Gruppen zählten zu den 53 Teilnehmern beim von der Karnevalsgesellschaft Möbelwagen organisierten Umzug. „Wir haben sicher noch Luft nach oben. Aber es geht in kleinen Schritten voran“, sagt Möbelwagen-Präsident Thomas Klingenberg, der auch Gäste aus Freiburg und der Schweiz begrüßen durfte. Ein Hingucker waren wie immer die Hexen. Karin Bosch aus Aichelberg, eine erprobte Fastnachtstouristin, war erstmals nach Stuttgart gekommen, um den Umzug zu verfolgen: „Für das Wetter kann keiner was. Ich komme wieder.“

Der verhinderte Regenflüsterer

Der Mann mit dem goldenen Anzug auf dem DJ-Podium vor dem Stuttgarter Rathaus sah lange aus wie der geborene Regenflüsterer, denn als kurz vor 14 Uhr die ersten Tröpfen niedergingen, beruhigte Moderator Frank Pfauth die Zuschauer: „In zehn Minuten hört’s wieder auf.“ Für den gebürtigen Vaihinger war der Aufritt beim Stuttgarter Umzug diesmal ein kleines Jubiläum, denn bereits zum 15. Mal stimmte er die Menge mit Ohrwürmern und Oldies auf das Narrentreiben ein. Pfauth wehrte sich auch gegen das Klischee, die Stuttgarter können keine Fastnacht. Man müsse die Leute nur richtig anpacken. Die Menge hatte er tatsächlich im Griff – das Wetter leider nicht. Denn als der Zug kurz vor 15 Uhr den Platz erreichte, prägten Regenschirme das Bild. Frank Pfauth aber hielt durch, kannte spannende Details über die Teilnehmer und spulte eine breite Palette von Narrenrufen ab – von „Narri, Narro“ bis „hol über“.

Närrische Strategien gegen den Regen

Wohl dem, der auf einem Wagen den 3,5 Kilometer langen Kurs bewältigen durfte. Dieser konnte geschützt vor Wind und Regen seine Kamellen unters Volk mischen, dabei kräftig singen und schunkeln und blieb auch noch trocken. Tapfer spielten sich auch die Guggenmusik-Gruppen durch den Zug und munterten die ebenfalls frierenden Zuschauer mit ihrer fetzigen Musik sogar noch auf. Gejammert hat übrigens niemand über das Wetter – das ist eben ein unberechenbares Element in der fünften Jahreszeit. Außerdem steht es in der Satzung der Karnevalsgesellschaft Möbelwagen, dass jedes Jahr ein Umzug stattfinden muss.