Im März hat er den Wiedereinzug in den Landtag verpasst. Nun soll der Grüne Kai Schmidt-Eisenlohr (37) doch Karriere machen: als neuer Chef von Baden-Württemberg International. Der einst von der SPD vorgeschlagene Vorgänger Jürgen Oswald muss gehen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Der frühere Grünen-Landtagsabgeordnete Kai Schmidt-Eisenlohr (37) soll neuer Chef der Wirtschaftsfördergesellschaft des Landes, Baden-Württemberg International (BWI), werden. Entsprechende Informationen unserer Zeitung bestätigte ein Regierungssprecher. Damit nutzen die Grünen erwartungsgemäß das Vorschlagsrecht für den Posten, das sie sich per Nebenabrede zum Koalitionsvertrag gesichert hatten. Die Personalentscheidung soll der Aufsichtsrat von BWI am Dienstag nächster Woche treffen.

 

Der Vertrag des bisherigen BWI-Chefs, Jürgen Oswald (57), wird demnach nicht verlängert. Der einstige Ministerialbeamte war 2011 auf Vorschlag der SPD, aber auch als Ergebnis einer Ausschreibung ins Amt gekommen. Über seine Zukunft bei der Wirtschaftsfördergesellschaft wurde er seit Monaten im Ungewissen gelassen. Zuletzt hatten sich drei Wirtschaftsverbände, die Mitgesellschafter von BWI sind, für ihn ausgesprochen. Man sei mit ihm zufrieden gewesen, die Zusammenarbeit sei unter seiner Führung deutlich besser geworden. Das „falsche“ Parteibuch könne kein Grund sein, ihn auszuwechseln, hieß es. Aus der Belegschaft hatte es hingegen auch Kritik an Oswald gegeben; so wurde moniert, BWI sei in seiner Zeit bürokratischer geworden. Der einstige Referatsleiter dürfte nun ins Wirtschaftsministerium zurückkehren.

Die CDU wird wohl zustimmen

Die Zustimmung der CDU zu Schmidt-Eisenlohr gilt als sicher. Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) ist als Vorsitzende des BWI-Aufsichtsrates formal zuständig. Ihre Sprecherin sagte auf Anfrage, zu der Personalsache könne man sich derzeit nicht äußern; die offizielle Bekanntgabe wird nach dem Votum des Kontrollgremiums erwartet. Überlegungen aus der Wirtschaft, eine Doppelspitze mit Oswald und einem weiteren, von den Grünen vorgeschlagenen Geschäftsführer zu installieren, wurden nicht weiterverfolgt.

Der aus Wiesloch im Rhein-Neckar-Kreis stammende Schmidt-Eisenlohr hatte im März nach einer Legislaturperiode den Wiedereinzug in den Landtag knapp verpasst. Gut 28 Prozent der Stimmen reichten ihm nicht für ein Direktmandat. Darüber zeigte er sich betrübt, bekundete aber zugleich Vorfreude auf „neue Aufgaben“. Bereits im Oktober 2015 hatte der Grüne versucht, Oberbürgermeister von Wiesloch zu werden. Die Wahl gewann der Schwetzinger Beigeordnete Dirk Elkemann mit 54,5 Prozent der Stimmen, Schmidt-Eisenlohr kam auf 45,4 Prozent.

Neben dem Job noch promoviert

Der gebürtige Heidelberger hat Betriebswirtschaft an der Berufsakademie in Mannheim studiert und danach einen Master als Wirtschaftsingenieur gemacht. Später promovierte er parallel zu einer Tätigkeit für eine IT-Firma; zuletzt war er als Berater und Projektmanager tätig. Im Landtag profilierte er sich vor allem als Wissenschaftspolitiker. Er gilt als kommunikativ und eloquent. Schlagzeilen machte Schmidt-Eisenlohr, als er 2014 als erster Abgeordneter Elternurlaub nahm.