Im Waiblinger Ratsausschuss haben Architekten und Investoren ihre Konzepte für drei Versionen eines rund 60 Meter hohen „grünen Hochhauses“ auf der Korber Höhe vorgestellt, die noch im Rennen sind.

Waiblingen - Ein rundum grünes Hochhaus sollte es schon sein, wenn in Waiblingen ein städtebauliches Ausrufezeichen an markanter Stelle auf der Korber Höhe gesetzt wird. Darin waren sich bisher die Mitglieder des Planungsausschusses des Waiblinger Gemeinderats jedes Mal einig, wenn es um das Projekt ging. Dieses könnte in der Rems-Murr-Kreishauptstadt dem bereits auf 107 Meter hochgezogenen Gewa-Tower in der Nachbarstadt Fellbach einen ökologisch wertvollen Kontrapunkt entgegensetzen.

 

Neun Vorschläge waren eingegangen nach der im Frühjahr erfolgten Ausschreibung für den Wohnturm mit Bewuchs, den laut Vorgaben knapp 60 Meter hohen „grünen Daumen“. An dessen Fassaden sollen, ähnlich wie bei Vorbildprojekten wie dem Bosco Verticale in Mailand oder dem Arabella-Hochhaus in München, Bäume, Sträucher, Stauden und Bodendecker wachsen und ein gutes Mikroklima sowie Sonnenschutz bieten.

Zur Verfügung stünde dafür ein städtisches Grundstück am Rand des Wohngebiets Korber Höhe mit etwa 4700 Quadratmetern. Schon vor Jahren war dieses in der Flächenplanung als Standort für einen Wohnturm vorgesehen worden – bislang stehen Streuobstbäume darauf.

Sensorgesteuerte Tröpfchenbewässerung

Jene drei Entwürfe, denen bei einer ersten Sichtung im Juli zugetraut worden war, dass deren Begrünungskonzepte – mit einigen Nachjustierungen – möglicherweise funktionieren könnten, sind jetzt in entsprechend überarbeiteter Version nochmals ausführlich im Planungsausschuss des Gemeinderats vorgestellt worden.

Die Berliner Gruppe Becker Architekten und Investor Terragon-Immobilien – fürs Projekt verbunden mit verschiedenen Fachbüros – setzen dabei für das etwa 17 Etagen hohe Bauwerk auf Pflanztröge und umlaufend angeordnete und etagenweise versetzte Balkone. Deren Versorgung soll über eine sensorgesteuerte Tröpfchenbewässerung erfolgen. Dabei würde in einem Pump- und Speichersystem vor allem Regenwasser genutzt. Die Pflege soll über eine Befahrungsanlage von außen laufen. Teil des Konzepts, so betonte der Architekt Eike Becker, seien auch Gemeinschaftseinrichtungen und sogenannte „Working-Spaces“ samt Café im Erdgeschoss, die ständige Präsenz eines Concierge im Foyerbereich und, falls möglich, eines Pflegebereichs im Untergeschoss.

Wohnungen für ein betuchtes Klientel

Geplant sind bei diesem Entwurf ausschließlich Zwei- und Zweieinhalb-Zimmer-Wohnungen. Der Investor begründet dies mit den voraussichtlich hohen Kosten für einen solchen Bau, die nur ein bestimmtes, eher betuchtes und kinderloses Klientel erwarten ließen.

Der Entwurf des Fellbacher Büros Kab-Architekten und des Investors Pfleiderer sieht eine Pflege des ebenfalls in gedämmten Pflanztrögen rundum an den Balkonen angeordneten Grüns über einen von den Wohnungen unabhängigen Zugang vom Treppenhaus samt äußerem Umgang vor. Weil voraussichtlich nicht genug Regenwasser zur Verfügung stehe, werde die Bewässerung über eine im Keller stationierte Frischwasserversorgung gesichert, die Entwässerung erfolge über Terrassen. Vorgesehen sind Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mit bis zu 115 Quadratmetern. Auch hier sind diverse Dienstleistungsangebote im Erdgeschossbereich geplant.

Hecken aus heimischen Pflanzen

Der dritte Entwurf, dem einige Gremiumsmitglieder bislang offenbar die größten Chancen auf Realisierung einräumen, stammt vom Stuttgarter Architektenbüro Steinhoff Häehnel in Verbindung mit der GWG Gruppe als Investor. Diese wollen bei der Begrünung des Baus vor allem Hecken einheimischer Abstammung verwenden, die für windige Standorte prädestiniert sind. Versetzte Balkone sollen dabei unterschiedliche Wuchshöhen und Grünflächen erlauben. Die auf Regenwasser basierende Tröpfchenbewässerung würde hier aus einem Teich am Gebäude gespeist. Weiß gehaltene Balkonflächen sollen eine Aufheizung der Pflanztröge beschränken. Vorgesehen sind hier 54 Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen, deren Preis, so der Architekt, durch einfache Bauweise im Rahmen gehalten werden soll.

Nach Fragerunden hat der Ausschuss in seiner jüngsten Sitzung von den Alternativen lediglich Kenntnis genommen. Im Dezember wird es voraussichtlich durch die zuständigen Ratsgremien eine Empfehlung geben, mit wem weitere Verhandlungen geführt werden. Danach will die Stadt die Planungen zusammen mit der Bürgeraktion Korber Höhe in einer Infoveranstaltung interessierten Bürgern vorstellen.