Misstöne im Waiblinger Gemeinderat wegen des grünen Hochhauses: Dass die Verwaltung einen Investor zum Favoriten erklärt hat, stößt manchen Räten sauer auf. Nun ist ein Zweitbewerber wieder im Rennen.

Waiblingen - Ein bisschen anders als gedacht ist der Beschluss des Waiblinger Gemeinderats zum geplanten grünen Hochhaus auf der Korber Höhe verlaufen. Denn die Entscheidung über den Investor ist nochmals verschoben worden. Die Verwaltung hatte dem Gremium vorgeschlagen, aus den drei in der Endrunde verbliebenen Entwürfen den begrünten Wohnturm des Investors GWG Gruppe Stuttgart auszuwählen und weiterzuverfolgen. Das Haus, so begründete die Baubürgermeisterin Birgit Priebe, besitze eine „sehr homogene, stimmige Architektur“, die auch ohne Begrünung für sich stehe. Insofern sei das Gebäude ein „Vier-Jahreszeiten-Hochhaus“, das selbst im Winter etwas hermache. Die Wohnungsgrößen seien flexibel, das Begrünungskonzept sehe relativ große, zusammenhängende Beete vor. Das erleichtere die Pflege und verbessere die Überlebenschancen der Pflanzen nach Ansicht eines Experten. Auch weil letzterer Bedenken am Grünkonzept des Investors Terragon hatte, schied dessen Entwurf aus.

 

Goll: „ernüchterndes Ergebnis“

Sabine Wörner (SPD) und Wilfried Jasper (DFB) begrüßten den Verwaltungsvorschlag, der jedoch bei anderen Räten Verwunderung bis Empörung auslöste. Die FDP-Fraktionsvorsitzende Julia Goll sprach bezüglich des grünen Hochhauses von „einem ernüchternden Ergebnis“. Von den anfangs erwähnten Bäumen an der Fassade nach dem Vorbild des Mailänder Bosco verticale sei plötzlich keine Rede mehr. „In wieweit ist das Haus denn Grün?“, wollte Goll wissen und schob dann angesichts von Wohnungspreisen in Höhe von rund 5750 Euro pro Quadratmeter nach: „Wir haben Not am Wohnungsmarkt. Ist das die richtige Zeit für solche Experimente?“ Ohnehin sei für ihre Fraktion noch offen, ob ein solches Hochhaus überhaupt gebaut werden solle.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Siegfried Kasper hat zwar grundsätzlich kein Problem mit dem grünen Hochhaus, kritisierte aber die Auswahl der Verwaltung. Seiner Ansicht nach hatte letztere zu Unrecht den Entwurf des Winnender Investors Projektbau Pfleiderer aus dem Rennen genommen. Bei den Vorschlägen von Pfleiderer und GWG handle es sich um „gleichwertige Entwürfe“, argumentierte Kasper. Obendrein habe nur Pfleiderer Auskunft dazu gegeben, mit welchem Generalunternehmer und welcher Bank man arbeiten wolle. Das aber sei ein wichtiger Aspekt, so Kasper im Hinblick auf den Fellbacher Gewa-Tower: „Wenn etwas schiefläuft, wird der Gemeinderat verantwortlich gemacht.“

Kritik an Datierung der Beschlussvorlage

Stelle die Verwaltung lediglich einen Entwurf zur Abstimmung, „dann drängt sich der Eindruck auf, dass man den einen pushen will“. Verstärkt werde das dadurch, dass die dem Gemeinderat vorliegende Beschlussvorlage das Datum 16. Januar trage, das Projekt im Planungsausschuss aber erst am 24. Januar diskutiert worden sei. „Das mag juristisch nicht anfechtbar sein, ist aber wenig respektvoll gegenüber den Gemeinderäten und hat uns geärgert“, so Kasper. Man sei davon ausgegangen, dass im Ausschuss „ergebnisoffen diskutiert“ werde, doch die Verwaltung habe offensichtlich schon eine feste Meinung gehabt.

Von der Verwaltung dürfe man eine Meinung erwarten, erwiderte der Oberbürgermeister Andreas Hesky. Wäre der Ausschuss zu einem anderen Ergebnis gekommen, hätte man die Vorlage geändert. Das Ergebnis: Die Verwaltung verhandelt vorerst mit beiden Investoren weiter.