Das städtische Hochbauamt hat den Aufzug im Gustav-Siegle-Haus gesperrt. Der Grund: Seit Wochen dringt Wasser in den Schacht ein. Das Wasser im Brunnen vor dem Jazzclub Bix ist deshalb bereits abgestellt. Doch nach der Ursachen suchen Experten noch immer.

Stuttgart - Mysteriöser Wassereinbruch im Untergeschoss des Gustav-Siegle-Hauses: schon seit Anfang Juli dringt Wasser in zwei Räume ein – den Aufzugschacht und den Heizungskeller. Diese Information der Stuttgarter Zeitung hat die Stadtverwaltung nun bestätigt. Die Ursache für den Wassereintritt sei noch nicht geklärt, teilte die Stadt mit. Das Hochbauamt prüfe mit externen Gutachtern, woher das Wasser komme. Der Brunnen am Jazzklub Bix, der im Anbau des Siegle-Hauses untergebracht ist, könnte nach Einschätzung der Stadt die Quelle des Übels sein. Er wurde zwischenzeitlich vorsorglich abgestellt.

 

Nach Augenzeugenberichten ist der Wassereintritt enorm. Obwohl abgepumpt werde, stehe der Aufzugsschacht etwa einen halben Meter hoch unter Wasser. „Ständig sprudeln erhebliche Mengen an Wasser von außen durch die Risse in der Schachtwand knapp unterhalb der Kellersohle in den Schacht, die von zwei dort eingehängten Tauchpumpen laufend abgepumpt werden“, schildert Hans Heydemann seine Beobachtungen in einem Brief an den Technischen Bürgermeister Dirk Thürnau. Auch in den benachbarten Heizungskeller dringe durch die Wände und den nicht dichten Fußboden Wasser ein.

Heydemann, der in der Gruppe der S-21-kritischen Ingenieure 22 aktiv ist, wirft der Stadt vor, sich um die Angelegenheit nicht mit der nötigen Sorgfalt und dem nötigen Nachdruck zu kümmern, nachdem der Zustand schon Wochen andauere. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich der Grundwasserspiegel angehoben habe, sagt Heydemann, eine mögliche Ursache dafür könnten die S-21-Bauarbeiten sein.

Brunnen am Bix ist vorsorglich abgestellt

Das sind zum jetzigen Stand allerdings Vermutungen. Fakt ist, dass Wasser eintritt. Nach Berechnungen Heydemanns dringen im Aufzugsschacht und im Heizungskeller zusammen mehr als fünf Kubikmeter Wasser stündlich ein. Innerhalb einer Woche entspreche dies einer Menge von fast 1000 Kubikmetern. Die Stadt bestätigt, dass sie Pumpen installiert und den Aufzug ausgeschaltet habe. Zudem sei der Brunnen vor dem Bix abgestellt, und seine Leitungen seien entleert worden. Weitere Maßnahmen seien erst möglich, wenn die Ursache bekannt sei. Dies werde mit externen Gutachtern geklärt. Wann diese Prüfungen abgeschlossen sind, ist offen.

Laut Heydemann hat vor einigen Tagen ein Trupp der EnBW geprüft, ob es sich um einen Rohrbruch handeln könnte. Die Techniker hätten keine Schäden an den Wasserleitungen im Haus feststellen können. Sie sollen aber die Vermutung geäußert haben, dass der Wassereintritt mit S-21-Baumaßnahmen etwas zu tun haben könne. Offenbar soll es auch in benachbarten Gebäuden Wassereintritte geben.

Sollte der Brunnen oder eine in der Nähe verlaufende Trinkwasserleitung nicht in Frage kommen, so bliebe nur ein Anstieg des Grundwasserspiegels als Ursache übrig, meint Heydemann. Natürliche Ursachen dafür – etwa starker Niederschlag – seien angesichts der Witterungsbedingungen der vergangenen Wochen aber so gut wie auszuschließen. Also müssten sich die Grundwasserschichten und -verläufe im Untergrund aufgrund anderer Einwirkungen verändert haben. Dann würde auch das S-21-Grundwassermodell, welches bei den Bauarbeiten eingesetzt wird, nicht mehr stimmen, meint Heydemann.