Die Beefcake-Macher feiern an Halloween ihren vierten Geburtstag im Freund & Kupferstecher. Erfinder und Tigerenten-Fan Steffen Geldner blickt für unsere Gute-Nacht-Geschichte auf vier wilde Disco-Jahre zwischen Käfig, Zirkus und Bierkisten zurück.

Stuttgart – Um zunächst mal eines klarzustellen: Die Beefcake ist keine klassische Schwulenfete. Das braucht eine Party ja eigentlich auch nicht zu sein, um schwulen- und lesbenfreundlich oder ganz allgemein einfach offen und tolerant zu sein. Wir finden, dass das eh bei jeder Party auf dieser verdammten Erde so sein sollte! Fest steht aber trotzdem: Die monatliche Sause im Freund & Kupferstecher ist eine dieser wunderbaren Institutionen, die es auch ohne Regenbogenklischees und offen zur Schau getragenes Paradiesvogeltum schafft, jeden einzelnen Menschen mit offenen Armen Willkommen zu heißen.

 

Ins Leben gerufen von Steffen Geldner und mittlerweile mit seinem DJ-Kollegen Philip Stoeckenius, mit dem er auflegt, sowie den Door-Damen Linda Jaeck und Sofia Theodoridou geführt, feiert die Beefcake dieses Halloween ihren vierten Geburtstag. Das läuft wie immer: Reinkommen, ankommen, Drink holen – und dann Party like it‘s 1977. Diesmal natürlich gern in Verkleidung. Bewusst nah an den legendären Schuppen New Yorks oder den Clubs in Detroit angesiedelt, treu den Genres House und Disco ergeben und geprägt von etwas, das man wohl nur Familiarität nennen kann: So eine Party gibt‘s in der Stadt kein zweites Mal.

Weil sich in den letzten vier Jahren eben auch einige denkwürdige Dinge auf der Beefcake zugetragen haben, wollten wir von Steffen Geldner mal ganz genau wissen, wie das denn alles so war zwischen 2013 und heute.

Ein Maskottchen im Käfig

Um mir Inspiration für die Beefcake zu holen, stöbere ich oft stundenlang durch YouTube-Kanäle, die sich auf die Dokumentation von alten Partys konzentrieren. Als wir damals ins Freund & Kupferstecher gewechselt sind, ist mir sofort das Schaufenster über dem Eingang ins Auge gefallen, es sah aus wie ein Element eines der bekanntesten und wichtigsten Clubs der Disco-Ära, dessen Namen wir leider nicht mehr nennen dürfen, weil wir von dem Club abgemahnt wurden. Ich hatte jedenfalls folgende Idee: Wer sich zwischen Mitternacht und zwei Uhr, während die meisten Gäste kommen, in den Käfig über den Eingang stellt, bekommt ein Beefcake-T-Shirt und eine Flasche Sekt zum Vorglühen. Es ist einfach ein toller Effekt! In den Käfig gelangt man übrigens nur mit einer Leiter, er ist über der Tür und die Gäste laufen unten durch, um in den Club zu gelangen. An unserem vierten Geburtstag an Halloween haben wir auch etwas Besonderes für den Käfig geplant...

Last Dance

Nach dem Motto „Last Dance“ von Donna Summer haben wir seit der ersten Stunde eine Tradition bei der Beefcake: Vor dem letzten Song machen wir die Musik aus, Philip und ich bedanken uns bei allen Gästen, die noch da sind. Dann tanzen wir den letzten Song alle zusammen auf der Tanzfläche. Philip, Linda, Sofia und ich, Türsteher, Barleute, alle. Erfahrungsgemäß wippen die Türsteher aber eher nur mit...

Ab auf die Friendlist

Aufgrund unserer musikalischen Ausrichtung regelt sich unser Publikum praktisch von selbst, nur selten müssen wir Leute an der Tür abweisen. Eine offene, freundliche Türpolitik ist eines der wichtigsten Konzepte der Beefcake. Darum kümmern sich unsere Selecterinnen Linda und Sofia mit Unterstützung der Türsteher des Freund & Kupferstechers, die ebenfalls einen wahnsinnig tollen Job machen. Da man sich bei uns in die sogenannte Friendlist eintragen kann, um einen günstigeren Eintritt zu bekommen, wissen wir oft schon vorher, wer abends kommen wird. Wir lieben unsere Stammgäste, umarmen und quatschen viel am Einlass. Meines Erachtens ist das eine der wichtigsten Aspekte, warum die Beefcake seit vier Jahren erfolgreich ist.

Wer kommt rein?

Unsere Policy ist einfach zu erklären: Wir lassen jeden rein, der tanzen will und weiß, was die Beefcake ist. Gern gesehene Gäste sind zum Beispiel Philips Eltern, die dann irgendwann zwischen zwei knutschenden Männern, einer Gruppe von Studenten und Freunden aus meiner Football-Mannschaft tanzen. Bei uns vermischt sich alles und niemanden kümmert’s. Beschwerden an der Tür kommen genau zwei Mal im Jahr – zu Volksfest-Zeiten. Wir sind da aber leider besonders streng: Tracht geht nicht.

Überraschung auf zwei Bierkisten

Mit der Beefcake angefangen haben wir in der Bar Romantica, einem winzig kleinen Basement-Club mitten in Stuttgarts Innenstadt, ganz unromantisch versteckt zwischen Casinos und Schischa-Bars. Damals durften wir offiziell achtzig Personen in den Keller lassen, eine typische Basement-Party also. Der Club verkörpert eigentlich genau das, was wir mit der Beefcake verbinden: Eine leicht verruchte Atmosphäre (die Bar Romantica ist ein ehemaliger Stripclub), minimale Beleuchtung an der Decke, im Zentrum stehen die Plattenspieler, die Musik und gute Getränke an der Bar. Schon von Anfang an wollten wir an die legendären Disco-Partys Ende der Siebziger Jahre erinnern – und haben deshalb regelmäßig Überraschungsauftritte. Wir kündigen die Auftritte nicht an, weder im Vorfeld noch am Abend – und plötzlich steht jemand auf der Bühne. Oder, damals in der Bar Romantica, zwischen Philip und mir hinter dem DJ-Pult auf engstem Raum auf zwei Bierkisten. Mittlerweile sind wir schon seit einigen Jahren im Freund & Kupferstecher und fühlen uns dort als einzige schwulenfreundliche und discolastige Party pudelwohl. Zum Glück passen jetzt auch fast dreimal so viele Gäste vor unser DJ-Pult...

Disco Singalong

An zwei schöne Partymomente kann ich mich besonders lebhaft erinnern: Einmal im Jahr feiern wir die Beefcake tagsüber an einem Samstag, 2016 waren wir zum zweiten Mal in einem kleinen Zirkuszelt in Stuttgart-Degerloch. Kurz vor Sonnenuntergang gegen 21 Uhr hat es angefangen zu regnen und das Zelt platzte aus allen Nähten. Wir haben „You Make Me Feel (Mighty Real)“ von Sylvester gespielt und das ganze Zelt hat getobt, das war ein toller Moment. Der zweite Moment war eher einem Zufall geschuldet. Während Philip gerade „Relight My Fire“ aufgelegt hat, gab es einen Stromausfall am DJ-Pult, die Musik ging für ein paar Minuten aus. Unsere Gäste haben einfach selbst weitergesungen und Philip hat den Song später dann wieder angemacht, als wäre nichts gewesen. Das war ein Gänsehautmoment.

Bekannt aus Funk und Fernsehen

Was viele nicht wissen: Ich war ungefähr ein Jahr der DJ des Tigerentenclubs, der die Kinder beim sogenannten „Clubstar“ beim Singen bewertet. Aufgrund einer Veränderung in meinem beruflichen Leben hatte ich irgendwann leider keine Zeit mehr, mir für die doch zeitintensiven Drehtage frei zu nehmen. Ich habe Philip aber als meinen Nachfolger vorgeschlagen und er ist bis heute der DJ im Tigerentenclub. Besonders lustig ist es, wenn ein Gast Philip ganz lange anschaut und sagt: „Irgendwoher kenne ich dich“.

www.beef-cake.de