Um eine Kontrolle sicherzustellen, macht die Caritas zur Bedingung, dass auch jemand von einer katholischen Sozialstation pflegerische Tätigkeiten in der Familie abdeckt, die die osteuropäische Helferin nicht leisten darf, wie das Setzen von Spritzen. Die Diakonie Württemberg vermittelt auch, wenn niemand von der Diakoniestation im Haushalt ist. Für die Vermittlung in die deutschen Familien zuständig ist der Verein für internationale Jugendarbeit (vij), der eine muttersprachliche Beratung der Helferinnen sicherstellt. „Wir wollen, dass die Frauen ihre Rechte kennen und sich wehren können“, sagt Esther Peylo vom vij. Ursprünglich sollten die Frauen maximal drei Monate in Deutschland arbeiten, um nicht zu lange von ihren Familien getrennt zu sein, inzwischen aber ist die Begrenzung aufgehoben. „Viele der Frauen sind über 50 und haben erwachsene Kinder in Deutschland“, sagt Peylo.

 

Politik am Zug

Während Johannes Flothow von der Diakonie Württemberg froh ist, überhaupt eine legale Alternative anbieten zu können, wird das Projekt beim Landesverband der Diakoniestationen auch kritisch gesehen. Dieser hat eine Teilnahme nicht empfohlen, weil es keine ausreichende Qualitätskontrolle der Arbeit in den Haushalten gebe. Flothow sieht das anders: „Wir sorgen dafür, dass die Frauen Sicherheiten bekommen.“ Der Referent sieht aber auch, dass eigentlich die Politik am Zuge wäre und empfiehlt, nach Österreich zu blicken: „Dort bekommen die Familien aus der Pflegeversicherung Geld, wenn sie nachweisen, dass sie zwei Helferinnen für die Versorgung eines Pflegebedürftigen angestellt haben.“ Seit der Gesetzesänderung seien 20 000 legale Arbeitsplätze in dem Nachbarland entstanden.

Wie viel teurer es ist, wenn man für die 24-Stunden-Betreuung keine Osteuropäerin anstellt, sondern Arbeitskräfte mit deutschem Wohnsitz, und zudem noch für einen gesicherten Freizeitausgleich sorgt, zeigt die Sindelfinger Stiftung Innovation und Pflege, die 2004 aus der ökumenischen Sozialstation heraus entstanden ist. Bis zu 4500 Euro im Monat kostet die Betreuung durch zwei Haushaltshilfen, die sich alle zwei Wochen abwechseln. Vor vier Jahren hat die evangelische Kirche in Stuttgart versucht, dieses Modell zu übernehmen, ist aber an dem Votum der Mitarbeitervertretung und deren Bedenken wegen der langen Arbeitszeiten gescheitert.