Die Angst um Hab und Gut ist unbegründet. Es gibt zwar Versicherungen, die Gemeinden für Asylbewerber abschließen können. Aber die Nachfrage stagniert, weil es gar nicht so viele Schäden gibt, damit sich die Versicherung lohnen würde.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Stuttgart - Manchmal ist die schlechte zugleich die gute Nachricht, denn das Geschäft mit Haftpflichtversicherungen für Asylbewerber boomt überhaupt nicht. Anders formuliert: Es gibt zu wenig Schadensfälle, als dass sich für die Gemeinden der Abschluss eines solchen Vertrages lohnen würde. Die Sorge um Hab und Gut, die einen Teil der Menschen ergriffen hat, als die Asylbewerberzahlen im Sommer 2015 anstiegen, findet zumindest in der Schadensbilanz der Versicherer keinen Niederschlag.

 

Kein finanzieller Schaden, kein Streit

Im Sommer 2015 hatten mehrere Anbieter eine solche Versicherung für Kommunen und Städte auf den Markt gebracht. Alexander Vollert, der Vorstandsvorsitzende der Allianz-Versicherung, bezeichnete das Angebot damals als „Unterstützung für den Integrationsprozess der Flüchtlinge ins tägliche Leben“. Dahinter stand die Idee, dass das gesellschaftliche Miteinander zwischen Alt- und Neubürgern besser gedeiht, wenn es nicht durch unbeabsichtigt verursachte und nicht regulierte Schäden getrübt werde. Ähnlich wie bei der Kölner GVV-Kommunalversicherung melden die Gemeinden monatlich die Zahl der Versicherten. Über 1000 Sammelunterkünfte sind bei der Allianz versichert. Im September 2017 sind bei GVV-Kommunalversicherung 60 Kommunen unter Vertrag, 2015 waren es 50.

Schäden wie beim Rest der Bevölkerung auch

„Der Peak lag deutlich bei der Produkteinführung“, sagt der GVV-Sprecher Markus Mohlberg. „Für uns ist das ein reines Nischenprodukt“, sagt Christian Weishuber von der Allianz Deutschland entspannt. Beide bestätigen, dass es Auffälligkeiten weder bei der Art noch bei der Anzahl der Schäden gebe. Deshalb hat auch der Landkreis Miesbach die Versicherung Ende 2016 nicht mehr verlängert. 2015 gehörten die Oberbayern zu den Pionieren. „Wir haben das als unseren Beitrag zum sozialen Frieden verstanden“, sagt dessen Sprecher Birger Nemitz. Etwas über 40 Euro kostet das pro Person. Da eine Haftpflichtversicherung in Deutschland nicht Pflicht ist, halten sich viele Gemeinden aus Gründen der Gleichbehandlung anderer sozial Schwacher zurück. Ende 2016 hat der Landkreis Miesbach den Versicherungsschutz nicht mehr verlängert – mangels Schäden. Und wenn, dann waren es wie beim Rest der Bevölkerung auch Bagatellsachen.