Den Menschen in Bussen und Bahnen fällt es kaum auf: Manche Orte erzählen schon mit ihrem Namen, dem Haltestellennamen, eine Geschichte. Wie die Haltestelle „Föhrich“ in Feuerbach.

Feuerbach - Die Bezeichnung dieser hellen, geöffneten U-Bahn-Haltestelle „riecht“ geradezu nach einem Flurnamen, und in der Tat bestätigt das offizielle Stuttgarter Straßennamenbuch, dass sowohl die um 1919 benannte Föhrichstraße als auch der 1938 getaufte Föhrichhof auf die Bezeichnung für ein Gewann zurückgehen. Da liegt der Griff zum Feuerbacher Flurnamenbuch des Philologen Herbert Brauch nahe. Dort erfährt der geneigte Leser, dass in einem Güterverzeichnis, einem so genannten Lagerbuch, des Klosters Bebenhausen aus dem Jahre 1356 von einem Acker die Rede ist, der unterhalb einer Flur namens Vorach liege. Unter der Jahreszahl 1446 tritt uns der Name als Ferach entgegen, später in allen möglich Formen wie etwa Vörach oder Ferrich.

 

Und dieser Flurname strahlte auf weitere Bereiche aus: auf einen nahen Föhrichsee und das Föhrichwäldle, auf die Föhrichwiesen, die Föhrichgärten und die Föhrichäcker. Nebenbei: der entsprechende Stadtteil trägt heute die Nummer 345 und heißt Lemberg/Föhrich.

Die Besiedelung der Gegend begann 1901 mit dem Bau einer fotochemischen Fabrik, einem Zweigwerk des 1870 gegründeten Chemieunternehmens Julius Hauff. In den 1920er Jahren erwarb die Stadt an dieser Stelle preiswertes Bauland, um darauf Wohnhäuser erstellen zu lassen.

Bis 1929 entstand hier nach Plänen des Feuerbacher Stadtbaurates Friedrich Holstein die sowohl von der Architektur, als auch vom Wohnwert her reizvolle Föhrichsiedlung. Ihr Blickfang war – und ist – das immerhin sechsstöckige „Hochhaus“ mit der Gaststätte im Erdgeschoss an der Ecke Föhrich-/Stuttgarter Straße.

Die Denkmalschutzliste teilt mit, der Stil der Bauten vereine Expressionismus mit Neuer Sachlichkeit. Die Föhrich-Kirche aus dem Jahre 1930 und die bis 1933 erstellten Häuser der „Heimstättenkolonie Feuerbach“ ergänzten diese Wohngegend im Westen der Stadt. Im Jahre 1936 ließ dann noch der Bau- und Wohlfahrtsverein auf den Föhrichäckern eine Siedlung mit rund 260 Einfachwohnungen errichten.

Soviel zur Geschichte; bleibt nur der Namen selber, den Brauch so erklärt: Das mittelhochdeutsche Wort vorhe heißt Föhre – ein Nadelbaum, den man auch als Kiefer bezeichnet. Mehrere solcher Gehölze nannte man auf Mittelhochdeutsch vorhach. Der Föhrich ist also nichts anderes als ein Föhren- oder Kiefernwäldchen.