Es geht rund in der Hafencity: „Willkommen in Hamburg“, der erste NDR-Tatort mit Til Schweiger, setzt auf Action. Und der Ermittler schaut aus wie Mel Gibson: irgendwie draufgängerisch schießwütig.

Stuttgart - Verhöre, Festnahmen, Ermittlerroutine? Das ist nix für Tschiller, Nick Tschiller. Leichen findet der neue Hamburger LKA-Mann nicht, er produziert sie selbst. In den ersten Minuten liefert sich der Kommissar eine wilde Schießerei mit einer Zuhälterbande und streckt drei Verbrecher nieder. Adrenalin statt Autopsien, Testosteron statt Tiefenpsychologie – das ist Til Schweigers „Tatort“-Premiere „Willkommen in Hamburg“ (NDR).

 

Tschiller ist die öffentlich-rechtliche Ausgabe von Mel Gibson in „Lethal Weapon“. Er trägt einen Kapuzenpulli und sitzt seiner Tochter Lenny, gespielt von Schweigers Tochter Luna, mit verschrammtem Gesicht gegenüber. Um sich mehr um sie zu kümmern und seine Papa-Qualitäten zu beweisen, ist der geschiedene Vater von Frankfurt nach Hamburg gezogen. Immer wieder versucht er, ihr ein weich gekochtes Frühstücksei zu servieren – und scheitert. Botschaft verstanden: Hey, ich bin doch kein Weichei! Tschiller schwingt sich zum Retter von Zwangsprostituierten auf und rechnet mit seinem auf die Seite der Verbrecher übergelaufenen Ex-Partner Max Brenner (Marc Waschke) ab.

Christoph Darnstädt und Christian Alvart (Buch und Regie) kommentieren den medialen Hype angesichts der Aufnahme des „Kokowääh“-Regisseurs in den Kreis der Ermittler mit hübschen ironischen Einlagen. Als der Protagonist seinen Namen nennt und die Nachfrage lautet: „Wie der Dichter?“, antwortet Tschiller: „Welcher Dichter?“ und entschuldigt sich: „Ich nuschel halt ein bisschen.“ Plump? Mag sein, unterhaltsam ist es trotzdem. Popcorn-Feeling kommt vor allem mit Fahri Yardim auf: Tschillers LKA-Partner Yalcin Gümer ist witzig und schlagfertig und in seiner kiezig-kauzigen Art schon nach der ersten Folge kultverdächtig.