Handball-Torwart Darko Stanic spielt am Samstag für die SG BBM Bietigheim im Derby gegen Göppingen. Dort hatte er 2012 schon einen Vertrag unterschrieben, ehe er einen Rückzieher machte.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Bietigheim - Was lange währt, wird endlich gut. Auch wenn Darko Stanic dieses Sprichwort kaum kennen dürfte, trifft es auf den Handballprofi wie maßgeschneidert zu. Wenn Frisch Auf Göppingen am Samstagabend (20.15 Uhr, Ludwigsburg) im Bundesligaderby bei der SG BBM Bietigheim antritt, ist der Torhüter endlich mit von der Partie – allerdings auf der Gegenseite. Dazu muss man wissen, dass Stanic im Sommer 2012 eigentlich schon unter dem Hohenstaufen unterschrieben hatte, dann aber einen Rückzieher machte. Angeblich weil sein Stammverein Metalurg Skopje nach einer tollen EM, bei der er ins All-Star-Team gewählt wurde, finanziell nachgebessert hatte, von 15 000 Euro im Monat war damals die Rede.

 

In Skopje soll Stanic 15 000 Euro bekommen haben

Ohne auf Zahlen einzugehen, sagt Stanic heute: „Verschiedene Dinge gaben den Ausschlag, nicht nur das Geld“, betont der Serbe und fügt hinzu: „Der Balkan ist meine Heimat, die verlässt man nicht so einfach.“

Wenn es nicht unbedingt sein muss, soll das wohl heißen. Inzwischen haben sich die Vorzeichen geändert. In Skopje ist nicht mehr alles Gold, was glänzt. Der Verein des Besitzers Minco Jordanov steckt offensichtlich in finanziellen Schwierigkeiten, jedenfalls war Stanic der erste des Starensembles, der das sinkende Schiff verließ. „Ich war stolzer Teil dieses Projekts. Aber zuletzt gab viele Probleme – nicht nur finanzielle.“ Zum Beispiel probte die Mannschaft den Aufstand gegen den Trainer Lino Cervar, der 2004 mit Kroatien Olympiasieger wurde.

Stanic war also mitten in der Saison auf dem Markt – und Bietigheim auf der Suche. „Es ist nicht so einfach, im Oktober einen neuen Verein zu finden“, sagt der 36-Jährige, zumal er in der Champions League nicht mehr spielberechtigt war, nachdem er in der laufenden Runde noch eine Partie bestritten hatte. „Es gab ein paar lose Anfragen, aber Bietigheim hat sich am meisten um mich bemüht“, betont Stanic. Der Neuling im Oberhaus musste nämlich rasch feststellen, dass auf dieser Position Defizite herrschten. Und das nicht nur, weil sich der zweite Mann Mihailo Radovanovic verletzte und neben Jan Kulhanek so oder so ein Ersatz – oder besser eine Verstärkung – her musste. Der Tscheche sieht das auch nicht als Degradierung. „Von so einem Spieler kann auch ich noch lernen, selbst mit 33 Jahren “, meint Kulhanek.

Mit Stanic kassiert die SG weniger Gegentore

„Der Torhüter hat eben eine Schlüsselrolle im Handball, da braucht man ein starkes Duo“, sagt der SG-Geschäftsführer Timo Schön. Seit Stanic da ist, bekommt die SG jedenfalls deutlich weniger Gegentreffer, nachdem die Defensive in der Anfangsphase der Saison die Schwachstelle war. Zwar eilt der Neuling auch weiterhin nicht von Erfolg zu Erfolg, „doch der Punkt zuletzt in Erlangen war schon wichtig für uns“, sagt Stanic, auch wenn er zugibt: „Es gibt noch Probleme.“ Man dürfe eben nicht vergessen, dass viele Spieler jung sind und noch kaum Erstligaeinsätze besitzen. „Aber die Bundesliga ist die stärkste Liga der Welt, da braucht man auch Erfahrung.“

Die jedenfalls bringt Stanic mit, ohne Wenn und Aber. Als EM- und WM-Teilnehmer, einer Vielzahl von Europapokaleinsätzen oder 100 Länderspielen für Serbien. Wo er auch mit Zarko Sesum zusammen gespielt hat, dem Neu-Göppinger. Ob das Aufeinandertreffen mit seinem vermeintlichen Ex-Verein nun etwas Besonderes ist? „Nein“, wiegelt er ab. „vielleicht wenn Velimir Petkovic noch Trainer wäre.“ Der reiste einst extra auf den Balkan, mitsamt Manager Gerd Hofele, um den vermeintlichen Neuzugang umzustimmen: Das Ende des Wechseltheaters: Stanic blieb in Skopje, Frisch Auf bekam im Gegenzug eine Transferentschädigung plus Linkshänder Zarko Markovic obendrauf. Auch wenn der die Erwartungen nicht erfüllen konnte und nach nur einer Saison zum HSV Hamburg weiterzog.

Stanic’ Vertrag läuft erst einmal bis zum Saisonende. Ob er sich vorstellen könnte, zu bleiben – in Bietigheim oder der Bundesliga? „Dazu ist es noch zu früh“, sagt Stanic. Aber eines hat er in der kurzen Zeit immerhin schon erkannt. „Vielleicht war es ein Fehler, nicht früher nach Deutschland zu kommen.“ Er sei hier sehr gut aufgenommen worden, vom Trainer, vom Umfeld, von allen. Das hatte Stanic irgendwie anders in Erinnerung. Als er 24 war, kam er schon mal nach Deutschland: zum TV Großwallstadt. Einen Monat hielt er es damals aus, dann war er wieder weg. Nennen wir es mal Heimweh. Ein bisschen spielt das immer noch mit. „Man kann nicht sagen: es ist hier besser oder in Skopje – es ist anders.“ Nicht nur weil Mazedonien Handball die Sportart Nummer eins ist. 8000 Zuschauer kamen, „zu jedem Spiel“, wie Stanic in recht ordentlichem Englisch erzählt. Sein Mitspieler Rok Praznik jedenfalls ist als Back-up-Dolmetscher kaum gefordert.

Doch auch der Slowene hat schnell gemerkt. „Es ist alles bestens hier. Und obwohl wir Letzter sind, sehen die Zuschauer, dass wir um jeden Ball kämpfen“, sagt der Weltenbummler, der sich ein Urteil erlauben kann. Schließlich spielte Praznik schon in Paris, Celje oder Katar. Und verspricht: „Wir werden von Woche zu Woche besser und unsere Punkte noch holen.“

Am Samstag ohne ihn. Der Abwehrspezialist handelte sich zuletzt eine Rote Karte plus ein Spiel Sperre ein. Sehr zum Leidwesen auch von Kumpel Stanic.