Die Handball-Nationalmannschaft der Frauen spielt an diesem Mittwoch (19 Uhr) in Stuttgart in der EM-Qualifikation gegen Spanien. Kapitänin Anna Loerper setzt in der Scharrena auch auf das Publikum.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Ein Bundestrainer auf Reisen. Der neue Chef der Frauenhandball-Nationalmannschaft Henk Groener hat in den ersten zwei Monaten schon 17 000 Kilometer auf deutschen Autobahnen runtergespult. Da hat es seine Kapitänin Anna Loerper doch ganz gut. Zum Länderspiel-Debüt des Niederländers an diesem Mittwoch geht es nach Stuttgart – da hat die 33-Jährige glatt ein Heimspiel. Und freut sich: „Es ist immer schön, wenn man so eine kurze Anfahrt hat.“ Seit Montag ist die Mannschaft hier versammelt, an diesem Abend (19 Uhr) geht es in der Scharrena in der EM-Qualifikation gegen Spanien. Und die DHB-Auswahl steht schon unter Druck, da sie im ersten Gruppenspiel – noch unter dem alten Bundestrainer Michael Biegler – nicht über ein 26:26 gegen Litauen hinausgekommen ist (vierter Gegner in der Gruppe ist die Türkei); die beiden besten Teams plus der beste Dritte aller Gruppen buchen ein Ticket zur EM im Dezember in Frankreich. Ende vergangenen Jahres folgte dann auch noch das frühzeitige Aus bei der Heim-WM im Achtelfinale gegen Dänemark, als die Zielvorgabe Halbfinale lautete.

 

WM-Aus liegt im Magen

„Das musste ich auch erst einmal verdauen“, gesteht Loerper, die aber – im Gegensatz zu etlichen Kolleginnen – nach einer kurzen Bedenkzeit nicht zurückgetreten ist. „Wir konnten bei der WM, auch wegen der Verletzungsmisere, leider nicht unser volles Leistungspotenzial abrufen“, sagt die Spielmacherin. „Für mich war die Nationalmannschaft immer eine Herzensangelegenheit. Jetzt will ich mithelfen, die EM-Qualifikation zu schaffen.“ An mehr – zum Beispiel Olympia 2020 in Japan – denkt sie derzeit nicht.

Die Mischung der Mannschaft stimmt. Alt und jung, zur zweiten Kategorie zählt beispielsweise die Dortmunderin Alina Grijseels, die von Loerper jede Hilfe bekommt, sie die benötigt. Schließlich will Groener die Frauen nach vorne bringen, wie er das in seiner Heimat schon mit den Niederländerinnen geschafft hat, obwohl dort das Potenzial an Spielerinnen längst nicht so groß ist. Also fordert er mehr Professionalität. „Das müsste in Deutschland möglich sein.“ Siehe Anna Loerper, die mit gutem Beispiel vorangeht. „Ich bin Profi und kann vom Handball leben“, sagt sie zu ihrer glücklichen Situation, nachdem sie in der Vergangenheit hin und wieder nebenher gearbeitet hatte. „Aber da habe ich gemerkt, dass das für die Leistung nicht zuträglich ist.“ Deshalb sieht die Nationalspielerin auch die Vereine in der Pflicht, den Spielerinnen ein möglichst optimales Umfeld anzubieten – sprich auch das entsprechende Geld. Bei ihrem neuen Verein SG BBM Bietigheim funktioniert das, nicht zuletzt dank der Unterstützung aus dem Hause Olymp (bekannt für Herren-Hemden), dessen Senior-Chef als großer Fan und Förderer des Frauenhandballs gilt.

Fokus liegt auf dem Pokal

Erst im Januar hat Loerper die Fronten und Farben gewechselt und war vom württembergischen Rivalen Tus Metzingen gekommen, nachdem man dort auf eine längerfristige Zusammenarbeit keinen gesteigerten Wert mehr gelegt hatte. „Inzwischen hat die Umstellung geklappt“, sagt Loerper. Auch wenn die Titelverteidigung kein Thema mehr ist. Dafür umso mehr der Pokal, dessen Final-Four-Turnier erstmals in Stuttgart ausgetragen wird, dem neuen Wohnort Loerpers. Und just da trifft sie mit ihrem Verein Bietigheim im Halbfinale auf den Ex-Club – dann allerdings in der größeren Porsche-Arena.

Erst einmal wollen Loerper und Co. aber die Scharrena mit ihren 2251 Plätzen in einen Hexenkessel verwandeln, auch wenn bisher erst rund 1500 der 2251 Karten verkauft wurden. „Wir sind auf jeden Fall bereit für ein tolles Spiel“, sagt Loerper, die die Halle auch von den Spielen des TVB Stuttgart her kennt. Ihr Urteil: „Sie kann schon für zwei, drei Tore gut sein.“ Und das sollte dann hoffentlich auch für einen Sieg gegen Spanien reichen. Zumal, so hat es Sportbürgermeister Martin Schairer im Vorfeld betont, eine Handball-Nationalmannschaft in den beiden Stuttgarter Hallen noch nie verloren hat.