Stuttgarter Geschäfte reagieren im Großen und Ganzen gelassen auf den Vorschlag, Bargeldgeschäfte auf maximal 5000 Euro zu begrenzen. Doch vielen Händlern geht der Vorschlag ziemlich gegen den Strich.

Stuttgart - Nur Bares ist Wahres? Das gilt in vielen Stuttgarter Geschäften schon lange nicht mehr. Entsprechend reagieren sie oft gelassen auf das Vorhaben der Bundesregierung, Bargeldkäufe zur Eindämmung von Terrorismus und Geldwäsche auf höchstens 5000 Euro zu begrenzen. Einigen jedoch geht dieser Vorstoß ziemlich gegen den Strich.

 

„Wir sind nicht erfreut“, sagt etwa Franz Eppli, Chef des gleichnamigen Auktionshauses, in dem Schmuck und andere hochwertige Luxusartikel angeboten werden. Man habe es oft mit älterem Publikum zu tun, das oft nicht auf elektronische Zahlungsmittel vertraue. Manchmal wollten Kunden ihren Partner auch mit einem Geschenk überraschen, das deshalb nicht auf dem Kontoauszug auftauchen solle. Er könne schlicht nicht nachvollziehen, warum man diesen Menschen ihre Freiheiten und Privatsphäre nicht lasse. Das Argument der Geldwäsche ist für Eppli „weit hergeholt“. Er habe Zweifel, dass sich solche Täter ausgerechnet Schmuckstücke im Wert von 7000 bis 8000 Euro kaufen. „Sie wollen doch irgendwann weiß gewaschenes Geld auf der Hand haben.“ Da sei teurer Schmuck sicher nicht der beste Weg.

Private Autoverkäufer haben gern Bares

Mehrere angefragte Schmuckhändler wollten sich zu dem Thema zunächst nicht äußern. Der selbstständige Herrenmaßschneider Andreas Hildebrand stellt ebenfalls nicht selten Rechnungen aus, die höher als 5000 Euro sind. „Und sicher gibt es vereinzelt mal Menschen, die den Betrag bar bezahlen“, sagt er. Doch anders als in Hamburg habe er das in Stuttgart noch nicht erlebt. Er könne den Wunsch nach Barzahlung gut verstehen. Er selbst bezahle auch möglichst wenig mit Karte.

Stark beschäftigen könnte das Thema private Autoverkäufer. Laut Erhebung der Internetplattform Autoscout 24 von November 2015 bevorzugen 90 Prozent von ihnen Bargeld, und auch 87 Prozent der Käufer von Autos aus privater Hand zahlen lieber mit Scheinen. Bei Händlern sind es demnach weniger als die Hälfte.

Mehrere Alternativen zu Scheinen und Münzen

„Dass jemand bar bezahlen möchte, ist bei uns eher die Ausnahme“, sagt hingegen Heiko Biel, Risikomanager der Emil-Frey-Gruppe Deutschland, zu der die Schwabengarage gehört. Es seien in erster Linie Kunden, die für einen Gebrauchtwagen einige hundert Kilometer weit anreisen würden und das Fahrzeug dann sofort mitnehmen wollten. „Bei einem Verbot von Bargeldverkäufen müssten wir Prozesse entsprechend angleichen. Dadurch sind keine größeren Einbrüche zu erwarten“, stellt er klar. Die Kunden könnten sich das Auto liefern lassen oder eine Blitzüberweisung vornehmen. Gute Erfahrungen hätten sie auch mit Bundesbankschecks oder Schecks mit Unwiderruflichkeitserklärung gemacht.

Er kann einer 5000-Euro-Grenze sogar Positives abgewinnen. „Ich wäre nicht bös über fehlendes Bargeld.“ Schon jetzt müsse bei Summen über 15 000 Euro eine Identifizierung des Vertragspartners nach dem Geldwäschegesetz stattfinden– was einen großen zusätzlichen Verwaltungsaufwand bedeute. Auch Falschgeld sei immer wieder ein Thema. Aktuell habe die Politik „den Bock zum Gärtner gemacht“, beklagt er, indem sie Güterhändler verpflichte, Kunden im Verdachtsfall an das Bundeskriminalamt zu melden. Der „Erfolg“ seien magere 16 Geldwäscheverdachtsmeldung durch Güterhändler in Baden-Württemberg im gesamten Jahr 2014, wie Biel weiß.