Laut einer Textil-Fachzeitschrift will das Unternehmen sein Haus an der Königstraße schließen. Als Grund werden finanzielle Probleme angegeben. Das Unternehmen selbst dementiert den Bericht.

Stuttgart - An der Königstraße könnte sich die Handelslandschaft in nächster Zeit deutlich verändern. Wie die Fachzeitschrift „Textilwirtschaft“ (TW) am Dienstagmittag meldete, will das traditionsreiche Kaufhaus Karstadt seine Filiale an der Stuttgarter Einkaufsmeile schließen. TW bezieht sich auf „zuverlässige Quellen“, nennt aber keine Namen.

 

„Wenn das stimmt, wäre das ein echter Hammer“, sagt der Leiter des Fachbereichs Handel bei Verdi, Bernhard Franke. Von der Schließung des Hauses mit der Adresse Königstraße 27 bis 29 wären nach seinen Angaben wahrscheinlich knapp 300 Mitarbeiter betroffen.

Als Grund für die Entscheidung des Unternehmens, den Stuttgarter Standort zu schließen, gibt die TW finanzielle Probleme an. „Insidern zufolge“, so schreibt die Fachzeitschrift, „soll Karstadt in dem Haus jährliche Verluste in zweistelliger Millionenhöhe eingefahren haben.“ In dem Bericht heißt es zudem: „Breuninger ist in Stuttgart immer stärker geworden, Karstadt hat dagegen einfach keine Chance.“

Rund drei Stunden, nachdem die Nachricht in Umlauf gelangt ist, versendete das Unternehmen eine kurze Pressemitteilung. Ein Karstadt-Sprecher betonte darin , das Management habe „zu diesem Zeitpunkt keine Entscheidung getroffen, irgendeine Filiale zu schließen“. Er erklärte zugleich, es sei Teil der Karstadt-Strategie, das Filial-Portfolio permanent zu evaluieren, um Produktivität und Profitabilität zu erhöhen. Auf StZ-Nachfragen äußerte sich das Unternehmen nicht.

Der Verdi-Bereichsleiter glaubt nicht an eine Schließung

Verdi-Bereichsleiter Franke hält eine Schließung in Stuttgart für unlogisch: „Es gäbe da andere Häuser im Unternehmen, die sicherlich weniger profitabel sind als das an der Königstraße“, sagt er, „der Standort kommt bei Karstadt intern gleich hinter den drei ausgegliederten Luxushäusern.“ Damit bezieht sich der Gewerkschafter auf das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg sowie das Haus Oberpollinger in München. Er glaubt nicht, dass an den Gerüchten etwas dran ist.

Doch der TW-Bericht sorgt für Aufregung – und für Kritik an der Firmenstrategie: „Wenn Karstadt dieses Haus mit stetigen Modernisierungen auf Vordermann gehalten hätte, wäre das noch immer ein starker Standort“, sagt der City-Manager Hans H. Pfeifer. Andere Warenhäuser hätten das bereits vorgemacht. Um den Standort macht er sich indes keine Sorgen: „Das ist eine Toplage, dort wird sicher etwas passieren.“ Pfeifer kann die Nachricht über die Schließung des Hauses nicht bestätigen, weiß aber, „dass seit wenigen Tagen Makler im Auftrag von Karstadt unterwegs sind“. Die sollen nach seinen Angaben prüfen, ob sich die Flächen der Filiale weitervermieten lassen. Diese Strategie hat das Unternehmen laut Pfeifer schon einmal gewählt: „So hat man das bei Karstadt-Sport an der unteren Königstraße bereits gemacht.“ In Räumen des Warenhauses war zuerst Adidas mit einem eigenen Ladengeschäft, später das Mode-Label S.Oliver untergebracht. „Mit den Erlösen aus einer Vermietung ist man weniger auf die Gewinne im Handel angewiesen“, erklärt Pfeifer.

Verdi fordert Erklärungen zum Karstadt-Erhalt als Ganzes

Der Arbeitsdirektor von Karstadt, Kai-Uwe Weitz, wurde von dem Gerücht kalt erwischt, wie Verdi-Bereichsleiter Franke berichtet. „Am Dienstag wurde mit Karstadt über Tarife verhandelt“, sagt er, „dabei haben meine Mitarbeiter Herrn Weitz zur Schließung in Stuttgart befragt. Selbst er konnte nichts dazu sagen.“

Verdi bekräftigte während der Tarifverhandlungen die Forderung an die beiden Investoren Nicolas Berggruen und René Benko, eine verbindliche Erklärung zum Erhalt von Karstadt als Ganzes abzugeben.

Auch beim Handelsverband Baden-Württemberg ist die Aufregung über die angebliche Schließung groß. „Ich hatte bis vor einer Stunde noch die völlig gegenteilige Information“, sagt die Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann am Dienstagnachmittag, „bisher wurde mir stets versichert, man wolle in das Stuttgarter Haus investieren und den Standort aufwerten.“