Der Kunstinteressierte Dieter Nagel hat einer Gruppe Senioren die Werke der Bildhauerin Hanne Schorp-Pflumm in Vaihingen und Büsnau gezeigt.

Vaihingen - Wer durch Vaihingen und Büsnau geht, sieht dabei immer wieder Werke der Bildhauerin Hanne Schorp-Pflumm. Von ihr sind etwa die Skulptur der Vaihinger Steinbrecher gegenüber vom Bezirksrathaus und das Hopfenbrünnele am Vaihinger Markt. Oft schauen Passanten die Werke nur flüchtig an. Am Dienstag richtete sich dagegen die Aufmerksamkeit einer ganzen Gruppe auf die Werke der 1990 verstorbenen Künstlerin, die auch eine Bronzebüste des ehemaligen Bundespräsidenten Walter Scheel angefertigt hat. Dieter Nagel aus Büsnau zeigte elf Senioren die Werke von Schorp-Pflumm. Den Spaziergang hatte die Begegnungsstätte im Hans-Rehn-Stift angeboten.

 

Einmal im Jahr zeigt der studierte Geologe Nagel Senioren den Stadtbezirk. „Die Spaziergänge sind legendär, weil Herr Nagel ein unglaubliches Wissen hat“, sagte Stephanie Kany, die Leiterin der Begegnungsstätte im Hans-Rehn-Stift.

Hopfenbrünnele war Auftragsarbeit für Brauerei

Eine Kostprobe davon gab Nagel am Hopfenbrünnele von Schorp-Pflumm am Vaihinger Markt, das 1982 eingeweiht wurde. „Das war eine Auftragsarbeit für die Robert Leicht Brauerei“, sagte Nagel. Es zeigt einen Bierbrauer und eine Marktfrau.

Nagel hatte die Bildhauerin in Büsnau immer mal wieder auf der Straße gesehen. „Sie machte einen liebenswerten Eindruck“, erinnert er sich. Schorp-Pflumm ist 1921 in Stuttgart geboren und ging nach dem Abitur auf die staatliche Kunstgewerbeschule. Später studierte sie an der Kunstakademie in Stuttgart. „Mit 18 Jahren hat sie den ersten Preis an der Kunstakademie für eines ihrer Werk bekommen“, sagte Nagel. Später wechselte sie auf die freie Kunstakademie in München, heiratete und wurde Mutter von Zwillingsmädchen. Weil ihr Mann im Krieg gestorben ist, zog Schorp-Pflumm die Kinder allein auf.

Teilnehmerin kannte Hanne Schorp-Pflumm persönlich

Marianne Marotz ging 1945 manchmal mit den Mädchen spazieren. Am Dienstag nahm sie an der Führung teil. „Hanne Schorp-Pflumm war im Krieg nach Maulbronn evakuiert worden. Dort bin ich aufgewachsen“, sagte sie. Mit ihrem Vater besuchte sie die Bildhauerin einmal in deren Werkstatt. „Ich erinnere mich an die vielen Steine dort.“ Sie hat Schorp-Pflumm als nette junge Frau in Erinnerung. Nagel zeigte der Gruppe auch die Skulptur der Vaihinger Steinbrecher. „Es gab 1850 in Vaihingen 30 Steinbrüche, in denen die Männer Pflastersteine herausbrachen.“ Die Figurengruppe stehe für diese Zeit. Der Spaziergang führte die Gruppe auch auf den Buchrainfriedhof, auf dem das Mahnmal für den Frieden von Schorp-Pflumm steht. Auf der Steinsäule sind drei Kinder und eine Mutter abgebildet. „Die Quader links davon symbolisieren die Kriegsheimkehrer“, sagte Nagel. Auf dem Mahnmal steht „Dass Friede bleibe. Friede zwischen den Menschen. Friede zwischen den Völkern.“

Von dort fuhr die Gruppe nach Büsnau, wo Schorp-Pflumm von 1956 bis zu ihrem Tod gelebt hat. Nagel zeigte den Senioren ihr Haus. „Das Atelier hatte früher ein großes Fenster. Es ist nun durch drei kleine ersetzt worden.“ Ein Detail erinnert an die frühere Besitzerin. Auf einem Klingelschild steht „Hanne Schorp-Pflumm – Bildhauerin“.