Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Zuvor hatte der frühere Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, Bernhard Vogel (CDU), an Hanns Martin Schleyer erinnert, der am 1. Mai hundert Jahre alt geworden wäre. Ein Attentat beendete sein Leben jedoch frühzeitig: Am 18. Oktober 1977 wurde der damalige Arbeitgeberpräsident von der Roten Armee Fraktion (RAF) ermordet. Vogel schilderte, dass er wenige Minuten vor der Entführung noch mit Schleyer telefoniert hätte – es sei das letzte Telefongespräch seines Lebens gewesen.

 

Die beiden verband eine enge Freundschaft: In regelmäßigen Treffen in Schleyers Jagdhaus auf der Schwäbischen Alb habe man ungewöhnlich intensive, aber auch fröhliche Unterredungen gehabt. Obwohl er, so Vogel, infolge der Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ durch eine Gruppe palästinensischer Terroristen Verständnis für die schwierige Situation der Krisenstäbe gehabt hätte, die sich gegen eine Freipressung inhaftierter RAF-Terroristen aussprachen, so habe ihn nach der Entführung das Gefühl „der Machtlosigkeit, des Zorns und des Mitleids“ beherrscht.

1988 wurden zwei zu lebenslanger Haft verurteilte RAF-Angehörige vom damaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten begnadigt. Abgeschlossen sei die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit aber nicht – „es gibt keinen Schlussstrich“ und auch „kein Recht auf Wegsehen“, sagte Vogel im Neuen Schloss. „Hanns Martin Schleyer ist nicht umsonst gestorben“, resümierte der Christdemokrat. „Er hat der Freiheit und Demokratie unter Opferung seines eigenen Lebens den höchsten Dienst erwiesen.“