Dass Harry und andere Hauptfiguren nun in der andauernden Ausnahmesituation des Überlebenskampfes gezeigt werden, befreit den Film von zarter Interaktion. So kommt er im Schlachtenwirbel um das Problem herum, dass die Darsteller den Figuren davongealtert sind. Dafür bekommen Nebenfiguren prägnante Auftritte: Alan Rickman als Snape, Maggie Smith als Minerva McGonagall und vor allem Ralph Fiennes als Lord Voldemort.

 

Fiennes’ Figur war bisher vor allem ein nasenloser Weichkäse mit übler Laune und noch übleren Plänen. Nun bekommt er im stückweisen Dahinscheiden differenziertere Züge, eine Aura der Gebrochenheit und Verletzlichkeit, die Yates und Fiennes in große Bilder fassen. Das Furioseste zeigt einen würgegriffverklammerten Luftritt von Potter und Voldemort, eine Wendel des Wahnsinns, in der Gut und Böse ineinander verschmelzen.

Auch Warner muss Aschied nehmen

Als faszinierenden Subtext kann man die Selbstaufgabe eines Franchise mitlesen. Statistenheere und Heldenhäuflein rennen brüllend vor die Kamera, nicht mit dem Schlachtruf „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ auf den Lippen, aber doch mit dem unsichtbaren Spruchband „Macht kaputt, was Warner reich macht!“ über den Köpfen. Mit diesem verlustreichen Endkampf muss das Großstudio Warner Abschied nehmen von seiner lukrativsten Filmreihe, und in einer Zeit feige inkonsequenter Fortsetzungen und ständiger Reboots („Batman“, „Spider-Man“, „Superman“) tut solches Erzählen auf ein Ende hin unglaublich gut. Wobei Zyniker die letzten Bilder, in denen ein erwachsen gewordener Harry seinen eigenen Sohn nach Hogwarts begleitet, natürlich auch anders deuten können. Wird hier etwa die Serien-Idee „Potter - The Next Generation“ angekündigt?

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2. Großbritannien, USA 2011. Regie: David Yates. Mit Daniel Radcliffe, Emma Watson, Ralph Fiennes. 130 Minuten. Ab 12 Jahren.

Seite 2: Harry & Co, im dauernden Überlebenskampf

Dass Harry und andere Hauptfiguren nun in der andauernden Ausnahmesituation des Überlebenskampfes gezeigt werden, befreit den Film von zarter Interaktion. So kommt er im Schlachtenwirbel um das Problem herum, dass die Darsteller den Figuren davongealtert sind. Dafür bekommen Nebenfiguren prägnante Auftritte: Alan Rickman als Snape, Maggie Smith als Minerva McGonagall und vor allem Ralph Fiennes als Lord Voldemort.

Fiennes’ Figur war bisher vor allem ein nasenloser Weichkäse mit übler Laune und noch übleren Plänen. Nun bekommt er im stückweisen Dahinscheiden differenziertere Züge, eine Aura der Gebrochenheit und Verletzlichkeit, die Yates und Fiennes in große Bilder fassen. Das Furioseste zeigt einen würgegriffverklammerten Luftritt von Potter und Voldemort, eine Wendel des Wahnsinns, in der Gut und Böse ineinander verschmelzen.

Auch Warner muss Aschied nehmen

Als faszinierenden Subtext kann man die Selbstaufgabe eines Franchise mitlesen. Statistenheere und Heldenhäuflein rennen brüllend vor die Kamera, nicht mit dem Schlachtruf „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ auf den Lippen, aber doch mit dem unsichtbaren Spruchband „Macht kaputt, was Warner reich macht!“ über den Köpfen. Mit diesem verlustreichen Endkampf muss das Großstudio Warner Abschied nehmen von seiner lukrativsten Filmreihe, und in einer Zeit feige inkonsequenter Fortsetzungen und ständiger Reboots („Batman“, „Spider-Man“, „Superman“) tut solches Erzählen auf ein Ende hin unglaublich gut. Wobei Zyniker die letzten Bilder, in denen ein erwachsen gewordener Harry seinen eigenen Sohn nach Hogwarts begleitet, natürlich auch anders deuten können. Wird hier etwa die Serien-Idee „Potter - The Next Generation“ angekündigt?

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2. Großbritannien, USA 2011. Regie: David Yates. Mit Daniel Radcliffe, Emma Watson, Ralph Fiennes. 130 Minuten. Ab 12 Jahren.