Das Landgericht Stuttgart hat einen Mann in die Psychiatrie geschickt, der einen Mann mit einem Sprengsatz bedroht hat.

Stuttgart - Der 35-jährige Angeklagte aus Stuttgart hat ein Geständnis abgelegt. Vor der 17. Strafkammer des Landgerichts hat er zugegeben, 24 Haschpflanzen in seiner Wohnung in Zuffenhausen gezogen zu haben – für den Eigenbedarf. Er hat auch freimütig gestanden, Mitte Dezember 2016 in Bad Cannstatt den Freund einer Bekannten bedroht zu haben. Dabei hatte der Angeklagte einen selbstgebauten Sprengsatz in der Tasche. Für derartige Verbrechen geht man normalerweise jahrelang ins Gefängnis. Hier liegt der Fall jedoch anders.

 

Wegen der Haschpflanzen hat das Gericht den Mann zu acht Monaten Freiheitsstrafe verurteilt, weil nicht auszuschließen sei, dass er damals nur vermindert schuldfähig war. Vom Vorwurf des Verstoßes gegen das Sprengstoff- und Waffengesetz und wegen der Bedrohung und Sachbeschädigung sprach die Kammer den Mann frei. Der 35-Jährige leidet an Schizophrenie und sei nicht schuldfähig. Allerdings muss er sich in der geschlossenen Psychiatrie behandeln lassen.

Der Angeklagte will sich behandeln lassen

„Das ist sicher das Beste für Sie“, sagte die Vorsitzende Richterin Jasmin Neher-Klein. Zuvor hatte der psychiatrische Sachverständige eine Unterbringung auf Bewährung befürwortet. Der freundliche und höfliche Mann auf der Anklagebank hatte aber erstaunlicherweise widersprochen. Er könne sich eine stationäre Unterbringung gut vorstellen. So kam es dann auch. Verteidiger Michael Lepp hatte keinen Antrag gestellt, kann aber mit der Entscheidung der Kammer laut eigener Aussage gut leben. Schließlich werde seinem Mandanten auf eigenen Wunsch geholfen. Seit November vorigen Jahres war der 35-Jährige immer wieder bei seiner Bekannten in Sommerrain aufgetaucht. Die Beiden kannten sich seit vielen Jahren. Seit die Frau jedoch einen neuen Partner hatte, habe sie sich kaum noch bei ihm gemeldet, sagte der Angeklagte. Das sei früher anders gewesen.

In seinem wahnhaften Denken wähnte er seine Vertraute in Gefahr. Der neue Freund der Frau wurde ihm zum Feind. Er begann, vor dem Haus der Bekannten Rabatz zu machen. Oder er legte sich eine Stunde lang in Embryostellung vor die Haustür. „Er hatte immer so einen Psychoblick“, sagt der Freund der Frau. Einige der Auftritte des Angeklagten hat er auf Video.

Der 35-Jährige mutiert zum Bombenbauer

Schließlich wurde der psychisch kranke Mann zum Bombenbauer. Er befüllte einen Flachmann mit einer explosiven Pulvermischung und mit Stahlkügelchen. Das Ganze versah er mit einem Zünder. Staatsanwalt Andreas Staffhorst stellte klar, dass dieser Sprengsatz lebensbedrohlich gewesen wäre. Gott sei Dank brachte ihn der Angeklagte Mitte Dezember, als er erneut vor dem Haus der Vertrauten auftauchte, nicht zur Detonation. Allerdings feuerte er ein Metallstück mit einem selbstgebauten Schussgerät gegen die Tür. Dabei war er verkleidet wie ein „Marsmensch“, wie er selbst sagte.

Der Angeklagte behauptete vor Gericht auch noch, er habe an jenem Abend eine Blendgranate gezündet. „Dafür gab es aber keinerlei Hinweise“, so sein Verteidiger Michael Lepp. Es könne sich um ein wahnhaftes Erleben handeln, so die Einschätzung des Gutachters. Nachdem der Mann festgenommen worden war, stellte die Polizei in seiner Wohnung weitere Utensilien zum Sprengsatzbau sicher – und die 24 Cannabispflanzen.