Wer trägt die Schuld an dem Desaster?
Das ganze Bauvorhaben muss man als Prozess begreifen. Einzelne als allein schuldig herauszustellen hat da wenig Sinn. Da spielen viele Komponenten zusammen: die Bauleitung, der Architekt, die Vergabeverfahren, die Zeitplanung. Wer da wofür zur Verantwortung gezogen werden muss, ist die eine Frage. Die andere Frage bleibt, warum in den Ministerien nach drei Jahren und mehreren problematischen Zuspitzungen die Sensibilität für unsere Schwierigkeiten so gering ausgeprägt ist, dass erst die Katastrophe eintreten muss, damit reagiert wird. Und dann ist es wieder so spät, dass man nur hilflos reagieren kann.

Derzeit machen viele Bauprojekte ungute Schlagzeilen, nicht nur das Stuttgarter Schauspielhaus. Sehen Sie strukturelle Gemeinsamkeiten zwischen den allerorts auftretenden Problemen?
Die sieht jeder! Die Dimensionen der Projekte sind unterschiedlich. Das Stuttgarter Schauspielhaus ist nicht Stuttgart 21, das wäre populistischer Quatsch. Aber signifikant ist in beiden Fällen, dass die verantwortlichen politischen Gremien offensichtlich an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit stoßen. Da muss man in Zukunft die Aufgaben und Verantwortlichkeiten anders verteilen.

Sie sitzen am Dienstag wieder in Ihrem Stuttgarter Büro. Was werden Sie tun?
Ich werde mir mit meiner Mannschaft den Kopf zerbrechen, wie wir die Reste unserer Spielplanung neu gestalten können. Aber im Neuplanen sind wir mittlerweile geübt. Das bisschen, was noch zu erledigen bleibt, ist keine Riesenaufgabe. Leider.

Und was wünschen Sie Ihrem Nachfolger Armin Petras?
Dass er seine Intendanz im Oktober ohne technische Einschränkungen eröffnen kann. Aber ich will nicht verhehlen, dass meine bisher mit der Sanierung gemachten Erfahrungen eine gewisse Skepsis hervorrufen. Es ist nur schwer einzuschätzen, ob die Zeit über den Sommer reichen wird, alle Mängel zu beseitigen.