Wegen Rettungsmaßnahmen in einem Zug ist der Tunnel im Hauptbahnhof eineinhalb Stunden gesperrt gewesen. Mehrere Tausend Fahrgäste in der gesamten Region waren davon betroffen.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Ein Rettungseinsatz am Halt Hauptbahnhof hat Donnerstagfrüh Auswirkungen auf das gesamte S-Bahn-Netz gehabt. Mehrere Tausend Fahrgäste in der gesamten Region waren davon betroffen. Es gab zahlreiche Zugausfälle und etliche Verspätungen, viele Pendler stiegen auf die Stadtbahn um. Der S-Bahn-Tunnel zwischen dem Hauptbahnhof und Vaihingen/Universität war anderthalb Stunden blockiert. Nach dem Ende des Rettungseinsatzes pendelte sich der Bahnverkehr allmählich ein, von 11 Uhr an fuhren die Züge wieder planmäßig.

 

Der Auslöser war um 7.20 Uhr ein Notfall in einer S-Bahn am Halt Hauptbahnhof gewesen: Ein 80 Jahre alter Mann wurde in einem Zug der Linie S 1 zunächst bewusstlos. Als die Rettungskräfte eintrafen, stellten sie bei dem Fahrgast einen Herz-Kreislauf-Stillstand fest. Sie begannen mit der Reanimation, die bis kurz vor 9 Uhr dauerte. Doch trotz der fast zweistündigen Wiederbelebungsversuche verstarb der Mann.

Bei Notfällen greift das Störfallkonzept

Ein Bahnsprecher bestätigte, dass die Zugausfälle und -verspätungen auf den Rettungseinsatz zurückzuführen waren. Die Bahn halte für zahlreiche Notfallszenarien, die im Netz auftreten können, sogenannte Störfallkonzepte bereit. „In diesem Fall ist es so gewesen, dass die übrigen Züge des Gegenverkehrs im Tunnel nur noch herausfahren konnten“, erklärte der Sprecher. Die Sperrung des Tunnels sei notwendig, damit im gesamten Netz möglichst viele Züge mit möglichst geringen Verspätungen weiterfahren konnten. „Wenn die Züge weiter durch den Tunnel fahren würden, würde auf allen Linien nichts mehr zusammenpassen“, so der Sprecher – die Verspätungen würden noch länger ausfallen.

Reanimationsversuche dürfen nicht unterbrochen werden

Das Störfallkonzept sehe daher bei Vorfällen im S-Bahntunnel vor, dass die Linien S 1 und S 2 über den Hauptbahnhof auf die Gäubahnstrecke umgeleitet werden. Der Flughafen ist in dem Fall nur mit der Linie S 2 zu erreichen. Denn andere Linien werden unterbrochen: So pendelt die S 3, sie sonst auch den Flughafen ansteuert, dann lediglich zwischen Backnang und Bad Cannstatt. Dort müssen Flugreisende in die S 2 umsteigen. Die S 4 verkehrt nur zwischen Marbach und Kornwestheim, die S 5 zwischen Bietigheim und dem Hauptbahnhof (oben) sowie die S 6 und S 60 zwischen Weil der Stadt beziehungsweise Böblingen und Feuerbach. In Bad Cannstatt, Vaihingen, Kornwestheim und Feuerbach müssen die Fahrgäste dann in S-Bahnen anderer Linien beziehungsweise in Stadtbahnen umsteigen, um weiter in die City oder zu anderen Zielorte zu kommen.

Generell sei es bei Rettungseinsätzen so, dass der Notarzt entscheide, wie lange ein Patient in einem Zug behandelt wird, so ein Sprecher der Bundespolizei. Und weil die Reanimationsversuche, die nicht hätten unterbrochen werden dürfen, bei dem Fahrgast anderthalb Stunden währten, habe auch der Zug, in dem der Mann lag, so lange stehen müssen.